Dekubitus-Prophylaxe

Dekubitus – ein Krankheitsbild, das vor allem immobile Menschen betrifft. Gerade bei Bettlägerigen besteht die Gefahr, an schmerzhaften Druckstellen zu erkranken. Welche Rolle regelmäßiges Umlagern und Bewegung für die Prophylaxe spielen und, wie sich die Krankheit sonst noch vermeiden lässt, erklärt Mirija Ratkovic. Sie ist ausgebildete Schmerz- und Wundmanagerin und arbeitet im Seniorenwohnen Buchenau in Fürstenfeldbruck.

„Die Intensivität der Krankheit hängt von der Konstitution, dem Hautzustand und dem Fettgewebe eines Seniors ab“, weiß Ratkovic. Bei Bewohnern mit wenig Fettgewebe liege der Knochen mit wenig Polster an der Haut. Das verstärkt Wundkrankheiten. Diese treten meist auf an Fußgelenken, Schultern oder Hüfte – also an den Stellen, die das Körpergewicht im Liegen tragen. „Druck und Zeit“, nennt Ratkovic die zwei Gefahren, die es zu vermeiden gilt. Umsetzen lässt sich die Prophylaxe durch regelmäßiges Lagern und Bewegen.

Körperstellen mit erhöhtem Dekubitus-Risiko (Thermografie)

Mikro- und Makrolage

Bettlägerige Senioren können sich kaum noch bewegen. „Stundenlang auf der gleichen Stelle zu liegen, erhöht das Risiko für Druckstellen immens“, weiß die stellvertretende Pflegedienstleitung. Zur Prävention der schmerzvollen Druckstellen gilt es, Senioren regelmäßig umzulagern. „Dabei beobachten wir die Haut, um zu wissen, welche Intervalle zum Umlagern ideal sind“, so die Wundmanagerin. Grob runtergebrochen sollte alle zwei bis drei Stunden eine Umlagerung stattfinden, um Dekubitus und andere Krankheiten vorzubeugen. „Fersenfreies sowie seitliches Lagern im 30 Grad Winkel, eignen sich besonders gut im Kampf gegen Dekubitus“, so Ratkovic. Neben diesen Makro- können auch Mikrolagerungen das Wundrisiko mindern. Lagerungskissen dienen als entlastender Puffer zwischen Körper und Bett. „Durch Wechseldruckmatratzen können wir den Druck auf die anfälligen Körperteile minimieren.“ Auch für das Sitzen gibt es spezielle Kissen, die vor Druckstellen bewahren.

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Bewegung fördern

„Wer weniger liegt oder sitzt, schützt sich vor Druckstellen“, so die stellvertretende Pflegedienstleiterin. Frühe Mobilisation und Bewegung spielen somit eine wichtige Rolle in der Prävention. Dazu gehören vor allem Aufstehen und selbstständiges Gehen. „Wir versuchen, bei eingeschränktem Bewegungsradius durch Angebote, wie Krankengymnastik, vorzubeugen. Selbstständiges Bewegen mindert die Druckentlastung.“ Hilfsmittel, wie Rollatoren, unterstützen ebenfalls. Ist ein Senior jedoch durch Krankheit oder Alter eingeschränkt in seiner Mobilität, sollten Pflegende und Therapeuten diese zusätzlich fördern. „Dazu gehören Übungen, die im Rollstuhl oder auf dem Sessel gelingen“, sagt Ratkovic.

Hautpflege und Ernährung

Neben Bewegung und richtigem Lagern sind weitere Faktoren für die Prävention entscheidend. „Schlechte Haut fördert Wunden“, so die Expertin. Durch eine tägliche Inspektion der Haut bei der Grundpflege, sowie dem „Fingerdruck-Test“, können Fachkräfte Dekubitus frühzeitig entdecken und behandeln. Regelmäßiges Waschen, Salben und Wärmen der gefährdeten Stellen könne Wunder wirken.

Zudem empfiehlt Ratkovic, das Essen unter die Lupe zu nehmen. Denn Ernährung wirkt sich auf die Haut aus. „Vollwertige und gesunde Kost ist zum Erhalt der Gesundheit essenziell“, weiß die examinierte Altenpflegerin. Nährstoffe sowie Flüssigkeit halten Gewebe und Haut fit und bieten Dekubitus damit weniger Chancen zu entstehen. „Ein gesunder Anteil an Körperfett fungiert als natürliches Polster, sodass im Idealfall überhaupt keine Makrolagerungen nötig sind“, verdeutlicht Ratkovic. Besonders Eiweiß eigne sich für den Aufbau des Körpergewebes. „Und sollte es doch schon zur Erkrankung gekommen sein, hilft Eiweiß bei der Wundheilung.“

Mirija Ratkovic, ausgebildete Schmerz- und Wundmanagerin, Seniorenwohnen Buchenau in Fürstenfeldbruck

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