„Oma muss ins Altenheim“: Was bei der Wahl der Einrichtung zu beachten ist

Mangelhafte Hygiene, medikamentöse Ruhigstellung von Bewohnern, stechender Uringeruch: Immer wieder gibt es Meldungen über katastrophale Zustände in Senioreneinrichtungen, in denen viele ältere Menschen ihren Lebensabend verbringen. Da laut des Statistischen Bundesamtes rund 16 Prozent der über 60-Jährigen in Deutschland in Altenheimen leben – Tendenz steigend -, stehen Angehörige von Millionen Senioren jährlich vor der Wahl einer passenden Einrichtung. Mit dem Wunsch, Mutter, Tante oder Opa ein Trauma zu ersparen und Lebensqualität zu bieten. Daniela Angerer, Einrichtungsleiterin in Grafenau, gibt drei essentielle Tipps, was bei der Wahl der Senioreneinrichtung zu beachten ist:

Auskunft online und vor Ort

Wer nichts zu verstecken und tolle Betreuungsangebote hat, zeigt das auch. „So können Interessenten oft schon über die Website oder Social-Media-Kanäle die Einrichtungen selektieren“, rät Daniela Angerer, Leiterin des Seniorenwohnens Grafenau in Trägerschaft der Sozialservice-Gesellschaft des BRK. Auch offizielle Qualitätsprüfungen des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherungen können Angehörige online aufrufen, beispielsweise unter pflegelotse.de. „Eine Checkliste mit den Dingen, die Ihnen wichtig sind, kann bei der engeren Auswahl helfen“, weiß die Einrichtungsleiterin.

Anschließend rät die Expertin zu einem intensiven Beratungsgespräch vor Ort. „Auch hier ist es toll, wenn Angehörige ihre Checkliste und aufgeschriebenen Fragen mitbringen“, sagt Angerer. Das helfe, einen informativen Austausch zu garantieren. Dabei sollten nicht nur persönliche Bedürfnisse der Pflegebedürftigen abgeklärt werden. Auch Kosten und Vertragsbedingungen müssen Pflegeheime transparent vorlegen und erklären können. „Fragen Sie lieber zu viel als zu wenig. Und dabei dürfen Sie ruhig auch kritisch sein“, so die Einrichtungsleiterin. Schließlich wissen alle Beteiligten, dass es um das Wohl eines geliebten Menschen geht. „Dafür nehmen sich gute Einrichtungsleiter immer genug Zeit.“

Daniela Angerer

Transparenz und Kompetenz

„Schauen Sie sich das Pflegeheim genau an. Vor allem in Alltagssituationen“, empfiehlt Angerer. Dabei falle schnell auf, ob liebevoll und hygienisch gearbeitet wird. Ein genauer Blick sollte dabei nicht nur auf die Begebenheiten der Räumlichkeiten fallen, sondern vor allem auf die Bewohner. „Wirken diese apathisch oder verängstigt, ist das kein gutes Zeichen“, so die Einrichtungsleiterin. Was transparente Einrichtungen außerdem möglich machen: Interessenten können Bewohner und Bewohnerinnen nach ihrer Meinung fragen. Transparenz sollte auch in der Einrichtungsküche herrschen. Ein Probeessen sei also in seriösen Heimen möglich. „Zusätzlich spielt das Miteinander der Pflegekräfte eine große Rolle.“ Denn wo ein positives Arbeitsklima herrscht, ist der Umgang mit Bewohnern tendenziell freundlicher.

„Wünschen und Bedürfnissen der Bewohner kommt ein gutes Heim, soweit es geht, entgegen“, führt die Leiterin aus. So dürfen im Seniorenwohnen Grafenau Angehörige übernachten, wenn der Bewohner es wünscht. Das Angebot werde gerne wahrgenommen und zeige Familien, dass die Einrichtung nichts zu „verstecken“ hat.

Selbstbestimmtheit im Alltag

„Jeder Mensch ist individuell – auch im Alter“, weiß Angerer. Seriöse Häuser lassen ihren Bewohnern deshalb Freiheiten – etwa beim Gestalten des Zimmers oder des persönlichen Tagesablaufs. „Der Lieblingssessel kann bestimmen, ob sich ein Senior wohlfühlt“, erklärt die Leiterin, die großen Wert auf Selbstbestimmung legt. Schließlich heiße pflegebedürftig nicht automatisch unmündig. Gewohnheiten und Vorlieben dürfen auch im Pflegeheim weitergepflegt werden. „Wenn eine Dame gerne ausschläft, dann wecken wir sie nicht um sieben Uhr“, sagt Angerer und fügt hinzu: „Was die Senioren noch selbst können, sollten sie auch selbst tun.“ Ansonsten drohten der körperliche und psychische Abbau oder gar Depressionen.

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