Der Fotograf hinter den Fotos

wissner-bosserhoff veröffentlicht jedes Jahr einen neuen Portraitkalender mit Bildern von Menschen mit Lebenserfahrung. In jedem Jahr gibt es ein neues Motto und bereits viele verschiedene Fotografen haben für den Kalender fotografiert. In diesem Jahr lautete das Thema „Family & Friends“ und die Fotografin war Rienne Wopereis (alias „Fotografiënne“). Wir haben sie interviewt, weil wir wissen wollten, was sie dazu bewegt, hauptsächlich mit älteren Menschen zu arbeiten. Hier ist Teil 2 dieses Interviews:

 

Was reizt Sie an einer neuen Aufgabe?

Mein weiß normalerweise nicht immer im voraus, was einen erwartet. Ich finde das positiv aufregend. Wie geht es den Leuten? Was ist die beste Einstellung. Wie sind Licht und Raum? Letzte Woche sagte meine fast 7-jährige Tochter: „Ich verstehe, dass Du Deine Arbeit so sehr magst. Es passieren immer wieder lustige Dinge.“ Das war nach einem Fotoshooting in einer Pflegevilla, in der Menschen mit Demenz leben. Ich durfte die Bewohner dort porträtieren. Ich nehme mir immer genug Zeit, damit ich mich mit den Modellen bewegen kann. Während der Vorbereitung half eine Bewohnerin mir, die sogenannte Softbox zusammenzubauen. Das ist eine Art Abdeckung für meine Leuchten, die recht robust ist und auch kleineren Schlägen standhält. Sobald die Softbox aufgebaut war, tanzte die Dame mit Ihr auf ihrem Kopf durch den Raum. Wir sahen also eine Softbox mit zwei Beinen. Urkomisch! Allein dieses Erlebnis machte es schon zu einem erfolgreichen Tag für mich. Aber abgesehen davon lief das Shooting auch gut.

 

Worauf sollten man beim Fotografieren älterer Menschen besonders achten?

Fotografiënne bei der Arbeit

Es ist nicht unbedingt dasselbe als beispielsweise ein Porträt eines jüngeren Menschen. Man muss anders fotografieren. Meiner Erfahrung ist es wichtig, dass man wirklich an den Menschen und Ihren Lebensgeschichten interessiert sein muss. Für mich ist es einfach schön, mit älteren Menschen umzugehen. Bevor ich als Fotograf für Senioren tätig wurde, arbeitete ich jahrelang ehrenamtlich in Gesundheitseinrichtungen. Ich fühle mich wohl unter älteren Menschen. Ihre Erfahrungen lehren mich, wie ich mein eigenes Leben erfüllter gestalten kann. So kann ich auf meine Weise meinen enthusiastischen Beitrag zur Seniorenwelt geben.

 

Wie und wo findest du Themen?

Meistens gibt der Auftraggeber vorrangig das Thema vor. Aber neben der Arbeit für Kunden starte ich auch eigene Projekte und finde oft Inspiration bei sozialen Themen, die im Gesundheitswesen eine Rolle spielen. Ein Beispiel ist „WORKOUD“, Sportbegeisterte mit einem Jahr mehr. Dies ist eine Ausstellung von Schwarzweißbildern älterer Menschen, die noch immer Sport treiben, und das nicht weniger engagiert als die jüngere Generation. Diese Ausstellung steht für mich vor allem für ein Thema: Selbstvertrauen. Sport trägt dazu zur Stärkung der Eigenständigkeit bei. In der Turnhalle, in der ich damals selbst Sport gemacht hatte, haben wir Senioren gefragt, ob sie an diesem Projekt arbeiten wollten. Und so nahm das Projekt Fahrt auf.
Die Ausstellung hat viel mit Bildungseinrichtungen zu tun (in Bezug auf Pflege und Wohlergehen oder Sport und Bewegung), mit dem Ziel, der jüngeren Generation einen Einblick in die Lebenswelt von ältere Menschen zu geben. Nicht alle sitzen einfach zu Hause und pflegen Ihre Blumen. Das kann man auf diesen Bildern sehen!

Rienne Wopereis (auch „Fotografiënne“ genannt) aus den Niederlanden

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