Digitalität im Alter

Digitale Cafés, Videocalls im Altenheim und online Lernprogramme, die speziell auf Senioren zugeschnitten sind – es gibt mittlerweile viele Gadgets für Ältere. Werden diese technologischen Hilfsmittel richtig eingesetzt, dienen sie dem selbstbestimmten Leben im Alter. Doch die Entwicklung geht noch weiter. Inzwischen vernetzen sich Geräte und „Das Internet der Dinge“ entsteht. Wir haben Beispiele gesammelt, die zeigen, wie Technologie dem Leben im Alter nutzen kann:

Care-Table: Wie Waldi Senioren aufmuntert

Im Seniorenwohnen Goldbach gibt es einen Care-Table. Was mit „Pflege-Tisch“ zwar direkt, aber nichtzutreffend übersetzt wäre. Denn der Tisch ist ein großer höhenverstell- und neigbarer Touchscreen. Wie ein überdimensionales Handy. Und er kann fast genauso viel. Die Bewohner können damit im Internet surfen, per Video telefonieren oder Memory spielen.

Digitalität im Alter: Bewohnerinnen testen des Care-Table „Waldi“. (FOTO: SSG Goldbach)

Auch Sport- und Bewegungs-Apps sind hinterlegt. „Ziel des Tisches ist es, die Menschen bei uns im Haus zu aktivieren“, sagt Einrichtungsleiter Tobias Dedio. Fachkräfte können den fahrbaren Tisch ans Pflegebett schieben, um dort mit den Leuten am Gerät zu spielen, malen oder gemeinsam Fotos anzuschauen. Außerdem hat der für Ältere schwer auszusprechende „Care-Table“ einen Rufnamen erhalten: „Waldi“ – wie ein Hund, der im Haus umhergezogen wird. Neben Sport- und Spielprogrammen kann Waldi auch verschiedene Ambiente, wie Kaminfeuer und Meeresrauschen kreieren, was behagliche Situationen schafft.

Meine Wohnung passt auf mich auf

Bei Smart-Home-Plänen wiederum werden altersgerechte Assistenzsysteme vernetzt. So wurde im Berliner Stadtteil Märkisches Viertel ein Konzept entwickelt, das es Pflegebedürftigen in 30 Wohnungen ermöglicht, selbstständig zu Hause zu leben. Sensoren erfassen, wie sich Senioren in ihren Zimmern bewegen. Sie melden, wann wer aus dem Bett aufsteht, wie Wohnungstüren geöffnet und geschlossen werden oder wie die Bewohner kochen und das Badezimmer nutzen. Dabei stellen sie Routinen fest und können erkennen, wenn diese abweichen. Stehen die Personen morgens nicht auf, reagieren nicht, wenn es an der Tür klingelt, oder läuft die Badewanne über, werden Angehörige, Pflegekräfte oder ein Sicherheitsdienst benachrichtigt. Diese Kontaktpersonen können die Bewohnerinnen vorab festlegen.

Zusätzlich ist eine Licht-Sensorik integriert. Betreten Menschen die Wohnung, schaltet sich das Willkommenslicht ein. Stehen die Rentner nachts auf, weist ein blendfreies Licht den Weg ins Bad. Bei erhöhter CO2-Konzentration, erinnert ein optisch-akustisches Signal: Zeit fürs Lüften. Und auch die Türklingel ist mit einem Blinklicht ausgestattet. Weitere Hilfen wie Stützgriffe, leicht zu handhabende Stecker oder Lifter für Kleider- und Küchenschränke können nachgerüstet werden.

Digitales Quartier

Durch ein Smart-Region-Konzept in NRW können Ältere in der Bücherei der Dinge verschiedene Geräte wie Spielekonsolen, Staubsaugerroboter, einen smarten Spazierstock, Tablets oder Fitnessarmbänder ausleihen und ausprobieren. Auf einer Website können sie in Ruhe nachlesen, was die smarten Helfer so draufhaben und wie sie nützlich im Alltag eingesetzt werden. Auch für Hörgeschädigte, denen die Teilnahme an öffentlichen Veranstaltungen erschwert ist, gibt es Lösungen. So reduzieren spezielle Hörgeräte und Kopfhörer Geräusche der Umgebung und geben so störungsfrei wieder, was Politiker oder Künstler auf Bühnen sagen, spielen oder singen. Über ein Onlineportal informiert das Projekt hörkomm mittels Leitfadens zudem, wie Räume hörfreundlicher und barrierefreier gestaltet werden können. Auch sind in diesem Rahmen spezielle Seniorengärten entstanden, in denen Ältere sich treffen und die Gartenarbeit gemeinsam schultern. Hier helfen intelligente Bewässerungssysteme beim Gießen, damit die Menschen keine schweren Kannen mehr tragen müssen.

Urbanes Leben mit Apps & Co.

Weltweit haben Wissenschaftler verschiedene Ansätze zur Mobilität von Älteren erforscht. Für längere Strecken, die nicht zu Fuß zurückgelegt werden können, bleiben ihnen oft nur öffentliche Verkehrsmittel oder Taxis. Aber auch mit Hilfe von Scootern können Senioren weitere Strecken zurücklegen. Ein Ansatz ist ein Verleihsystem für solche E-Scooter. Ältere können sie ähnlich wie beim Car-Sharing ausleihen und sogar in eigens dafür angelegten Trainingspark testen.


Wer öffentliche Verkehrsmittel nutzen will, kann schon bei der Suche nach der richtigen Haltestelle scheitern. Forscher haben daher intelligente Bushaltestellen getestet: Durch einen Minicomputer, der an Haltestellen angebracht ist, erhalten Fahrgäste mit ihrem Ticket Informationen zur geplanten Reise. So werden reale Abfahrtszeiten, mögliche Verspätungen und alternative Routen übermittelt.


Und weil eine altersfreundliche Stadt dafür sorgen sollte, dass Ältere sich bei Bedarf ausruhen können, wurden hierfür smarte Sitzgelegenheiten erprobt. Eine zugehörige App zeigt diese an – sogar reservieren ist möglich. Sind diese mit intelligenten Notfallsystemen gekoppelt, werden Senioren bei Schwächeanfällen zur nächsten Sitzgelegenheit geleitet.
Ein aktuelles Forschungsprojekt der Universität Bochum beleuchtet mehr Mobilität im Alter mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI). Dabei erheben Forscher Daten über Neigungswinkel von Straßen oder die Standorte von Sitzbänken innerhalb von Stadtgebieten. Diese Daten sollen mit Infos über körperliche Aktivität und individuellen Fähigkeiten der Nutzenden kombiniert werden. Das adaptive System soll unterstützende Informationen liefern und so die Mobilität der Älteren verbessern.

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