Leben mit Demenz

Lesen Sie hier den zweiten Teil des Interviews mit Sören Stein, Pflegeheim St. Raphael, Wickede –
Interviewer: Christopher Loy, Export wissner-bosserhoff

  1. Was ist der typische Ablauf von Demenz?
    Wie schon erläutert gibt es verschiedene Arten der Demenz. Normalerweise dauert die Krankheit 5-7 Jahre bevor die Bewohner sterben. Alzheimer kann eigentlich erst nach dem Tod diagnostiziert werden, wenn im Rahmen einer Obduktion das Gehirn geöffnet wird. Jedoch kann man aus bestimmten Verhaltensmuster auf Alzheimer schließen. Alzheimer ist eine lange konstante Abwärtsspirale, ein langsamer Prozess, in dem die Gehirnzellen nach und nach sterben.
  1. Wie wichtig schätzen Sie den Faktor der Mobilisierung ein?
    Sehr wichtig. Wir können dadurch Krankheiten, wie Lungenentzündung, Dekubitus,… bei bettlägerigen Menschen vermeiden.
  2. Wo sehen Sie die größten Vorteile, unserer wissner-bosserhoff Betten zum einen für Sie als Personal, für die Bewohner und auch für den Eigentümer?
    – Die geteilten Seitensicherungen, für eine perfekte individuelle Mobilisierung
    – Die Betten können auf eine Schlafposition von 27 cm gesenkt werden, die perfekt ist, weil es nicht zu niedrig und auch nicht zu hoch ist.
    – Anti-Trendelenburg-Funktion
    – Die Pflegeposition von 80 cm, die Krankenschwestern arbeiten und bekommen keine Rückenprobleme
    – Das Design, das eine wohnliche Atmosphäre schafft
    – Doppelter Rückzug gegen Dekubitus
    – Die 360-Grad-Lenkrollen
  3. Welche Aktivitäten unternehmen Sie mit den Bewohnern?
    In der Regel handelt es sich um alltägliche Aktivitäten wie das gemeinsame Kochen zum Beispiel von Pfannkuchen mit Apfelmus oder Schnitzeln. Die Bewohner haben mehr Appetit, wenn sie zusammen kochen, und das Essen dabei riechen. Ich als Pfleger habe das Gefühl, dass sie dabei glücklich sind und mit Freude kochen.
    Ansonsten planen wir Aktivitäten nach ihren Interessen. Für die Männer haben wir eine Werkstatt, in der sie Sachen reparieren oder über technische Dinge sprechen können. Jeden Sonntag gibt es eine „Trinkrunde“, nur für Männer, bei der sie 2-3 Flaschen Bier trinken. Es ist interessant zu sehen, dass einige ihr Verhalten dabei nicht ändern: Sie sprechen über ihre Frauen, Autos,…. Bewohner, die unter einer bestimmten Medikation stehen bekommen natürlich nur alkoholfreies Bier, verhalten sich dann aber auch so, als wenn sie betrunken wären.
    Daneben gibt es Musik-Spiele, Bewegungsspiele, gemeinsames Singen, Geschichten erzählen, Diskussionsrunden,…
    Wenn das Wetter schön ist wandern wir oder wir suchen uns einen schönen Grillplatz und die Bewohner müssen einen Kartoffelsalat zubereiten
    Wir reden mit Ihnen auf keinen Fall, wie mit Kindern, weil wir sie respektieren und mit Würde behandeln möchten. Wir müssen bei allem, was wir tun berücksichtigen, dass sie ein eigenständiges Leben gelebt haben und eine Familie einen Job etc … hatten.
  4. Kann der Prozess von Demenz verlangsamt werden?
    Wenn es allein um die Art der Pflege geht, können wir nichts tun. Es gibt Medikamente, die in der ersten Phase der Krankheit gegeben werden können, aber ich würde das nicht empfehlen, denn die Zeit während der Medikation ist eine sehr harte Phase, die oft auch mit Depressionen verbunden ist. In diesem frühen Stadium kämpfen die Menschen, sowieso schon mit sich selbst und versuchen die Krankheit zu akzeptieren. Aus meiner Sicht ist daher die Medikation kontraproduktiv.
  5. Was ist die schönste Situation, die Sie als Pflegeperson erlebt haben?
    Als Pfleger erleben Sie jeden Tag schöne Momente. Es spielt keine Rolle, ob ich am Sonntag mit den Bewohnern trinke oder mit Ihnen Kleidung falte. Ich erhalte stets viel Liebe von den Bewohnern, und ich freue mich sie stets mit Würde und Respekt zu behandeln
  6. Was ist für Sie Ihre tägliche Motivation als Pfleger zu arbeiten?
    Die Krankheit und ihr Verlauf ist für mich sehr interessant. Ich probiere oft bei der Pflege etwas Neues aus und versuche so, mein Wissen zu erweitern.
    Aber um ehrlich zu sein, denke ich, dass jede Pflegeperson hat einen kleinen „Tick“ hat, ein so genanntes „Helfer-Syndrom“. Ich bin hier, um Menschen zu helfen, und schon manchmal habe ich mich selbst dabei vergessen.
  7. Basierend auf Ihrer Erfahrung, was sind die Hauptunterschiede zwischen einem Pflegeheim und Krankenhaus?
    Wenn ein Bewohner in einem Krankenhaus stirbt, kümmert das außer den Familienmitgliedern niemanden. Wenn jemand in einem Pflegeheim stirbt, ist jeder emotional berührt.
    In einem Pflegeheim sehen wir den Bewohner als Person und nicht als Patienten, der eine Krankheit hat.
    Im Krankenhaus heißt es: „Wer ist das?“ – Antwort: „Das ist eine Person mit Krebs“.
    Im Pflegeheim heißt es: „Wer ist das?“ – „Das ist Herr Freud, ein sehr charmanter Mensch, der in Wickede gelebt hat“.
  8. Welche Empfehlung haben sie für Menschen, die gerne eine Karriere als Krankenschwester beginnen möchten?
    Glauben Sie nichts, was Ihnen im Vorfeld gesagt wird. Machen Sie Ihre eigenen Erfahrungen und versuchen Sie stets, neue Wege zu finden. Das, was man aus Büchern lernt ist gut, aber kein Ersatz für die Erfahrungen, die man in der Praxis macht.
    Begegnen Sie den Bewohnern stets mit Respekt und Würde. Bleiben Sie, bei allem was Sie tun, emotional und menschlich, handeln Sie nicht wie eine Maschine.

 

Lesen Sie hier Teil 1 des Interviews 

 

Laden Sie hier den kompletten Beitrag als PDF herunter: LebenmitDemenz

Leave a Reply

1 comment

  1. Pingback: Leben mit Demenz - Teil 1 - pflege-today.de