Digitale Patientenakten, Pflege über den Monitor, elektrische Helfer: Auch vor der Pflege macht die fortschreitende Digitalisierung keinen Halt. In den vergangenen zehn Jahren entwickelten Hersteller immer mehr Systeme, von denen die Pflege profitiert. Wie digitale Technik den Pflegealltag optimieren kann, lesen Sie hier.

Elektronische Patientenakten

Zu dokumentieren, welche Medikamente Senioren zu sich nehmen müssen oder, wie der aktuelle Blutdruck ist, sind Standard im Pflegealltag. Die regelmäßige Dokumentation lässt wichtige Gesundheitsdaten nachvollziehen, um gegebenenfalls Behandlungen neu auszurichten. „Die Digitalisierung dieser Daten vereinfacht tägliche Arbeitsprozesse“, weiß Eike Jonker, Geschäftsführer von zwei Senioreneinrichtungen, zwei Pflegediensten und zwei Tagespflegen unter dem Träger Vechtetal. So können Pflegekräfte mit wenigen Klicks Blutdruckwerte eintragen oder die Medikamenteneinnahme bestätigen. Zuständige Ärzte können nach Freigabe jederzeit auf die Dokumente zugreifen. Ein zusätzliches Plus: Unleserliche Handschriften sind bei den digitalen Patientenakten kein Problem mehr. Und sie gehen dank Online-Speichermöglichkeiten nicht mehr verloren.

Pflegebetten mit Bewohner-Monitoring

„Wie fest Bewohner schlafen und, wie sehr sie sich im Schlaf bewegen, sind für uns wichtige Daten“, sagt Jonker. Denn das Schlafprofil sagt viel über den allgemeinen Gesundheitszustand aus. Er setzt dabei auf digitale Assistenzsysteme, wie den SafeSense3. Der Pflege-Assistent scheint auf den ersten Blick nichts anderes als eine dünne Betteinlage zu sein. Dabei steckt so viel mehr dahinter. Der SafeSense3 – bestehend aus einer Sensor-Matte und einer Signalleitung – liefert den Pflegekräften automatisiert aufbereitete Gesundheitsdaten.

Eike Jonker

So optimieren die Pflegebetten mit Bewohner-Monitoring das Informations- und Zeitmanagement in der Pflege. Und entlasten damit die Pflegekräfte. „Eine Erleichterung für unsere Belegschaft. Vor allem für den Nachtdienst, bei dem oft nur wenige Kräfte eingeteilt sind“, so der Geschäftsführer von Vechtetal. Auf Tablet und Co. können Pflegekräfte einsehen, wann Senioren im Bett liegen oder es verlassen. Durch einen Sensor unter der Matratze bemerkt das System außerdem Druckveränderungen. Die smarten Tools dienen somit nicht nur dem frühzeitigen Erkennen von Stürzen. Sie liefern gleichzeitig ein Alarmsystem zum Umlagern und beugen damit Dekubitus vor. „Auch eine falsche medikamentöse Einstellung können wir an einem unruhigen Schlafprofil erkennen“, so Jonker.

Telepflege

Spätestens seit der Pandemie ist klar: Viel kann über Online-Tools funktionieren, was zuvor nur in Präsenz denkbar war. So auch in der Pflege. „Mit Telepflege ist es möglich, zwischen Pflegeanbietern und pflegebedürftigen Menschen, die in ihren eigenen vier Wänden wohnen, Daten per Sensor auszutauschen“, schreibt der AOK-Bundesverband online. Blutzucker, Blutdruck und Puls der Senioren werden online an die Pflegenden weitergeleitet. In Präsenz eingreifen können sie dann im Extremfall. „Betroffene können auch mit Sensoren ausgestattet werden, die einen Alarm auslösen, wenn sie stürzen oder sich über lange Zeit nicht bewegen“, so die AOK auf ihrer Website. Abseits der möglichen Extremsituationen unterstützen Pflegekräfte Senioren aus der Ferne via Video-Call. Sie erfragen den aktuellen Gesundheitsstatus, besprechen Medikamenteneinnahmen, beantworten relevante Fragen und sind eine positive Abwechslung zum oft einsamen Alltag der Pflegebedürftigen im Eigenheim.

Pflegerobotik

Immer mehr Pflegebedürftige, immer weniger Personal. Das ist die erschreckende Realität und Zukunftsperspektive der Pflege, die der deutsche Berufsverband für Pflegeberufe als „Pflegekollaps“ bezeichnet. So scheint der Gedanke nicht fern, Roboter in der Pflege einzusetzen. „Fakt ist aber, dass es keinen Roboter gibt, der wirklich pflegt und das Zwischenmenschliche ersetzt“, ist sich Jonker sicher. In der Motorik kommt der elektrische Pfleger nicht an den Menschen heran: Durch ihre Rollen können sich Roboter nur in barrierefreien Bereichen bewegen und keine Treppen steigen. Selbst im Aufzug brauchen sie oftmals Unterstützung vom Menschen. Ebenso bei selbstverständlichen Pflegetätigkeiten, wie dem An- und Ausziehen.

Wo die elektronischen Helfer jedoch unterstützend agieren können, ist bei der Unterhaltung und Grundversorgung von Senioren. So unterstützt Roboter Pepper der Firma BoS&S individuell Senioren mit Bewegungs-und Gedächtnisspielen und erinnert an Medikamenteneinnahmen. Mit dem Ziel, den Pflegekräften mehr Zeit zu verschaffen, in dem er die soziale Betreuung abnimmt. Auch körperlich können die nie ermüdenden Elektro-Pfleger dem Menschen einiges erleichtern. So zum Beispiel die Transportroboter der Immanuel Klinik in Rüdersdorf. Sie liefern das Essen ins Patientenzimmer, bringen frische Wäsche auf verschiedene Stationen und können Güter von bis zu 500 Kilogramm befördern. „Altenpflege wird eine menschliche Dienstleistung bleiben. Nur die Prozesse darum herum werden immer mehr digitalisiert“, bilanziert der Vechtetal-Geschäftsführer.

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