Teil 2 des Interviews aus der Zeitschrift HCM mit Susanne Nossek, Innenarchitektin wissner-bosserhoff, über die Zukunft der Raumgestaltung für Bewohner- und Patientenzimmer.

 

HCM: Wie kann ein Bewohner- oder Patientenzimmer bei der Genesung helfen?

Nossek: In erster Linie sollte man dort ein Umfeld vorfinden, in dem man sich wohlfühlt. Im idealen Bewohnerzimmer für mich, steht natürlich das Bett im Mittelpunkt. Dieses sollte funktional für den Bewohner sein und auch das Pflegepersonal in seiner Arbeit unterstützen. Das übrige Zimmer sollte dazu einen schlichten aber komfortablen Rahmen für den Bewohner bilden. Dabei muss stets berücksichtigt werden, dass der Bewohner in der Regel aus der eigenen Wohnung in das Pflegeheim zieht, daher sollte das Zimmer ausreichend Möglichkeiten bieten, private Sachen unterzubringen. Besonders schön finde ich es, wenn der Raum die Möglichkeit bietet, dass der Bewohner eigene Lieblingsmöbel, wie z.B. seinen privaten Sessel darin platzieren kann. Kurz: die Gestaltung des Raumes muss zum Wohlfühlen beitragen. Dazu gehört auch viel Stauraum, am Besten im Eingangsbereich durch großzügig bemessene Einbauschränke. Im Raum sollten Regale die Möglichkeit bieten persönliche Gegenstände unterzubringen.
Einen interessanten Aspekt der Raumgestaltung habe ich in einem Pflegeheim im Belgien kennengelernt. Dort konnten die Bewohner eine Wand des Raumes eigenständig gestalten, sei es mit Ihrer Lieblingsfarbe oder einer selbst gewählten Tapete. Überhaupt lohnt es sich über die Grenzen zu schauen. Gerade die Niederlande, Belgien oder auch die Schweiz haben viele interessante Konzepte in Pflegeheimen umgesetzt. So gibt es dort einige Pflegeheime, bei denen auch landwirtschaftliche Nutztiere wie Kühe oder Hühner untergebracht sind, um das Zusammenleben von Mensch und Tier therapeutisch zu nutzen.
Es gibt auch einige Studien dazu, dass die Farbwahl im Raum zur Genesung beitragen kann. So wirken z.B. grün oder blau beruhigend. Solche Konzepte wurden allerdings noch nicht im größeren Maßstab umgesetzt. In Pflegeheimen dominieren in der Regel warme, dezente und wohnliche Töne. So wählt man bei der Wandgestaltung eher Cremefarben als Weiß.

 

HCM:  Boden, Wand, Decke, Technik, Design, Accessoires: Was ist besonders wichtig und was tut sich hier derzeit?

Nossek: Ein wichtiger Aspekt bleibt nach wie vor, dass die Materialien pflegeleicht sind. Insbesondere bei den Böden hat sich hier einiges getan. So gibt es pflegeleichte und zugleich rutschfeste Bodenbeläge, die zudem in vielen neuen Farben erhältlich sind. Allgemein werden Räume und Flure heller und freundlicher gestaltet, neue Lichtkonzepte sorgen dazu für bessere Orientierung der Bewohner und mehr Sicherheit.

 

HCM: Wie kann eine Einrichtung filtern, was Ihre Patienten und Bewohner wirklich brauchen?

Nossek: Ich empfehle hier in erster Linie dem Pflegepersonal zuzuhören. Sie sind am nächsten an den Bewohnern und Patienten und müssen tagtäglich mit der vorhandenen Gestaltung und Einrichtung zurechtkommen. Oftmals können Sie daher die Bedürfnisse gut zusammenfassen. Meist hilft es gezielt Fragen zu stellen: Wie werden Einrichtungsgegenstände genutzt, welche Probleme ergeben sich dabei? In den Gesprächen sollte man versuchen, die getroffenen Aussagen zu kanalisieren und zu präzisieren, um gemeinsam die beste Lösung zu erarbeiten. Ein Beispiel: Wenn laut Aussage des Personals eine Sitzecke benötigt wird, sollte man nachfassen, ob diese eher aus Stühlen oder Sesseln und Sofa bestehen soll. Wichtig ist auch, wie viele Plätze benötigt werden und wie mobil die Sitzgruppe sein sollte, falls z.B. der Raum auch noch anderweitig genutzt werden soll.

 

Lesen Sie hier Teil 1 des Interviews.

 

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