Tanzen im Alter

Tanzen macht nicht nur Spaß. Für Senioren kann es auch aktiv die Sinne und den Körper stärken. Wie Tango und Co. sich gerade im Alter positiv auswirken können, lesen Sie im Folgenden.

Tango, Walzer und Cha-Cha-Cha können so viel mehr als nur ein Hobby sein. Dieses Wissen teilten schon antike Philosophen, wie Augustinus von Hippo, in ihren Aussagen: „Ich lobe den Tanz, der alles fordert und fördert – Gesundheit und Klarheit im Geist, sowie eine beschwingte Seele.“ Moderne, medizinische Untersuchungen bestätigen die alten Weisheiten. Tanzen stärkt nicht nur das Kreislaufsystem und den menschlichen Muskelapparat. Wer das Tanzbein schwingt, kann Krankheiten vorbeugen. Zudem bringt es Lebensfreude und Abwechslung in den Alltag von Senioren.

Kreislauf und Muskeln stärken

Tanzen ist aktiver Sport. Doch anders als bei vielen Sportarten bekommen Tanzende häufig gar nicht mit, wie viel sie sich bewegen. Wenn der Kopf mit den Tanzschritten beschäftigt ist und Menschen mit der Musik eins werden, kommen die positiven Effekte des Sports fast schon nebenbei. Muskelgruppen, vor allem an Beinen, Po, Schultern und Rücken, werden trainiert und das Herz-Kreislauf-System aktiviert. Und so verbrennen Tänzer und Tänzerinnen bei nur einer Stunde auf dem Parkett fast 400 Kalorien.

Fast schon beiläufig können Senioren im Tanz ihren Körper fit halten und für den Alltag wichtige Muskelgruppen trainieren. Dadurch sind sie nicht nur belastbarer. Sondern können auch schlimmen Stürzen und ihren Folgen vorbeugen. Patricia McKinleys Studie an der kanadischen Universität McGill University in Montreal zeigt beispielsweise, dass Tango ein viel nützlicheres Gleichgewichtstraining für sturzgefährdete, ältere Menschen sein kann als ein herkömmliches Gehtraining. „Beide Ansätze eignen sich, um Kraft und Gehgeschwindigkeit zu erhöhen. Beim Tango aber ergeben sich messbar größere Fortschritte bei den Balancefähigkeiten“, so die Kanadierin zu ihren Untersuchungsergebnissen.

Auch altersbedingte Wehwehchen, wie ein schwaches Knie oder Arthrose, sollten Tanzbegeisterte nicht vom Sport abhalten. Denn Tanzen kann lindernd wirken, wenn eine qualifizierte Fachkraft die Grenzen und vorhandenen Bewegungsmöglichkeiten des Einzelnen richtig einschätzt und die Schritte daran anpasst. Nicht selten sind die Senioren nach einigen Tanzstunden dann erstaunt, wie schnell und gut sie sich doch bewegen können.

Neue Nervenzellen bilden

Beim Tanzen lernt man niemals aus – neue Schrittfolgen, andere Melodien. „Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Tanzen sich positiv auf die Denkleistung auswirkt“, so Provita über den Sport auf ihrer Website. Die Kombination aus Musik, Berührung und Bewegung trainiert das Gehirn, fordert und fördert Konzentration und Koordination der Tanzenden. Und das kann heilend wirken. Bei Parkinson-Patienten lassen sich, laut einer Studie der Washington University in St. Louis rund um Madeleine Hackney, Krankheitssymptome durch Tanzen lindern. Automatisch ablaufende Bewegungen, die Erkrankten mit der Zeit nicht mehr möglich sind, können so gezielt wieder eintrainiert werden.

Doch nicht nur bei Parkinson können Salsa oder Walzer Wunder vollbringen. „Tanzen fördert die Bildung neuer Nervenzellen bis ins hohe Alter“, so Provita. Das ständige Erlernen neuer Schritte dient somit als wunderbares Gedächtnistraining und kann das Risiko einer Demenzerkrankung bis zu 20 Prozent senken. Regelmäßiges Training des Kurz- und Langzeitgedächtnisses durch die Tanzbewegungen zu altbekannten Melodien kann laut einer finnischen Studie eine fortschreitende Demenz aufhalten.

Selbstvertrauen und Lebensfreude fördern

In medizinischen Studien wird regelmäßig von den positiven Effekten des Tanzsports berichtet. So hilft er nicht nur im Kampf gegen Demenz und Parkinson, sondern auch, um gegen Lethargie oder leichte Depression vorzugehen. Rund sechs Prozent der 70- bis 79-jährigen Senioren leiden laut des Robert-Koch-Instituts an der Volkskrankheit. Im Vergleich sind es bei der Altersgruppe 18 bis 79 knappe acht Prozent. Somit sind Depressionen gerade im Alter eine ernstzunehmende Krankheit. Tanz ist eine therapiebegleitende Möglichkeit, um depressiven Senioren wieder Lebensfreude zu bereiten. Das schwungvolle Bewegen beim Tango führt laut einer Studie der kolumbianischen Psychologin Cynthia Quiroga Murcia nämlich dazu, dass der Körper das Stresshormon Cortisol verringert. Und gleichzeitig fördert es die Produktion der Glückshormone Dopamin und Endorphin.

Außerdem bedeutet Tanzen Geselligkeit – sei es beim aktiven Paartanz oder beim Sitztanz in Betreuungsgruppen. Die Gesellschaft von Menschen mit gleichen Interessen kann vor allem im Alter erfrischend sein und eine gern gesehene Abwechslung zum Alltag darstellen. Gemeinsam lassen sich Erfolge, wie das Einstudieren einer neuen Choreografie, feiern. Und dadurch das Selbstbewusstsein und -vertrauen des Einzelnen steigern.

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