IT in der Pflege

Die Digitalisierung macht vor nichts stopp – auch nicht vor Senioreneinrichtungen. Doch welche Gadgets für Senioren gibt es aktuell eigentlich auf dem Markt und wie lassen sie sich sinnvoll in den Alltag der Bewohner integrieren? Im Folgenden gibt es Aufschluss, welche fünf Gadgets aktuell der Hit sind.

Mit der Tover-Tafel Apathie durchbrechen

Zusammen sitzen ein paar Bewohner an einem Tisch im Wohnbereich des BRK-Seniorenwohnens Buchenau und spielen Fußball. Und da geht richtig die Post ab: die Senioren trommeln mit beiden Händen auf den Tisch und versuchen, den virtuellen Ball ins virtuelle gegnerische Tor zu schießen. Lauter Jubel bei jedem Treffer – und sie sind plötzlich alle wieder Kind. Das alles macht die sogenannte „Tover-Tafel“ möglich.

Das ist nichts anderes als ein an die Zimmerdecke montierter Kasten. Eine Mischung aus Spielekonsole, Videobeamer und Sensor-Paket. Dabei projiziert er auf den Tisch darunter, sodass Senioren spielen, malen oder Musikmachen können. Die Sensoren im Gerät erfassen Bewegungen der Spieler und setzen sie als Kommandos um – Playstation ohne Controller quasi. „Das Gerät bewirkt Wunder“, so Einrichtungsleiterin Katharina Müller. Denn durch die Tover-Tafel lassen sich auf spielerische Art und Weise Apathien bei Bewohnern mit fortgeschrittener Demenz durchbrechen. Oder das Gerät sorgt eben einfach nur für mehr Abwechslung und Spaß im Heimalltag.

Mit rund 7000 Euro ist die Tover-Tafel zwar relativ teuer, aber eine Überlegung für jede Einrichtung wert. „Es bedeutet uns viel die sonst apathischen Bewohner aufblühen zu sehen“, gibt Müller ihr Feedback zum Gerät.

Lindera-App soll Stürzen vorbeugen

Stürze sind mit abnehmender Muskelmasse und Koordinationsfähigkeit im Alter besonders häufig. Durch Sturzpräventionen, die auf die Person abgestimmt sein sollten, ist Senioren ein selbstständiger, mobiler und sicherer Alltag möglich. Einmal die Lindera-App auf das Smartphone installiert, kann die Mobilitätsanalyse gestartet werden. Alles was der Bewohner dann noch machen muss: ein 30-sekündiges Video vom eigenen Gang aufnehmen lassen und einen psychosozialen Test ausfüllen. Kurzdarauf erhält der Nutzer seine individuell abgestimmten Präventionsmaßnahmen – von Bewegungs- und Gleichgewichtsübungen, über Hinweise auf Medikationsmix bis hin zu Tipps zur richtigen Einstellung von Gehhilfen. Diese Analyse können Senioren wiederholen und so dauerhaft an ihrer Sturzprophylaxe arbeiten.

Wenn man bedenkt, dass rund ein Drittel der Senioren über 65 Jahren mindestens einmal im Jahr stürzen und danach Einschränkungen in der Beweglichkeit haben, ist die Sturzprophylaxe sinnvoll. Die App ist Alternative oder Ergänzung zum klassischen Vorbeugungstraining. Das einzige Manko: für die App benötigt der Nutzer ein Rezept. Als Medizinprodukt der Klasse I werden die Kosten dann aber von der Krankenkasse übernommen.

Smart-Watch bietet Schutz im Alltag

Trotz jeder Präventionsmaßnahme können Alltagsunfälle leider passieren. Ist einmal keine Pflegefachkraft im Garten oder beim Ausflug in der Stadt dabei, ist es wichtig, dass Senioren sich selbst Hilfe rufen können. Das bieten spezielle Smart-Watches für Senioren: Armbanduhren mit einfacher Bedienbarkeit, einem eingebauten Telefon, GPS-Sender und SOS-Taste. So kann im Notfall nicht nur Hilfe gerufen werden. Auch den genauen Standort können Rettungskräfte durch die Uhr bestimmen. Zusätzlich zu den Features für den Notfall, kann die Uhr für den Alltag benutzt werden – sei es beim Telefonat mit dem Enkelkind oder zur Pulsüberwachung.

Mit einem Preis zwischen 90 und 300 Euro ist eine Smart-Watch ein Luxusprodukt, das sich vor allem für alleinlebende Senioren eignet. Für Bewohner einer Senioreneinrichtung ist es neben der vorhandenen Rundum-Betreuung lediglich ein zusätzliches Sicherheitsnetz. In diesem Fall bietet der Entertainment-Faktor des Gadgets eher Mehrwert.

Mit „My Therapy“ die Gesundheit überwachen

Blutverdünner, Ginkgo-Kapseln und Vitamine: mit zunehmendem Alter steigt die Menge an Medikamenten und Supplementen, die Senioren täglich einnehmen. Da verliert man schnell mal den Überblick. An die Einnahmen kann die Smartphone-App „My Therapy“ mit selbst gewählten Klingeltönen erinnern. Einmal eingerichtet, sendet die App jeden Tag zur gleichen Zeit den Reminder an den Nutzer. Auch Familienmitglieder, Pfleger oder Ärzte können Zugriff auf die App erhalten und so den Status der Einnahme verfolgen. Zudem lassen sich Blutdruck-Messungen oder Trainings in der App speichern. My Therapy dokumentiert Werte nicht nur, sondern wertet sie auch aus. So eignet sich eine Übersicht, der „My-Therapy Gesundheitsbericht“, für Arztbesuche, um den Gesamtzustand des Seniors einschätzen zu können.

Die App ist kostenlos und für jeden Smartphone-Besitzer zugänglich. Einziger Nachteil: ob das Medikament tatsächlich genommen, oder nur die Einnahme per App bestätigt wurde, lässt sich für Angehörige und Pfleger auf dem Screen nicht nachvollziehen.

© Christoph Schneeweiß

Care-Table als modernes Betreuungstool

„Unser Care-Table ist sozusagen ein riesiges Tablet auf Rädern“, schmunzelt Geschäftsführer Christoph Schneeweiß. Als modernes Betreuungstool ersetzt das Gerät zwar keine Pflegekräfte, erleichtert ihnen jedoch den Alltag in Senioreneinrichtungen. Mit einer Vielzahl von Apps, die ständig weiterentwickelt werden, steht den Senioren eine bunte Mischung an Entertainment offen: unter anderem Übungen für das Gehirn und die Motorik, Spiele für Runden bis zu vier Personen, Zeitungen, Gottesdienste und die Tagesschau. „Mit dem Gerät möchten wir Betreuungskräften etwas Arbeit abnehmen und den Ältesten unserer Gesellschaft mehr Lebensqualität bieten“, so Schneeweiß.

In rund 200 Einrichtungen in Deutschland, Österreich und Luxemburg ist das Care-Table schon im Einsatz. Und mit dem Einmalpreis von knapp 8000 Euro brutto – inklusive Updates und Wartungen – eine Investition für Altenheime, denen eine variationsreiche Unterhaltung abseits der sozialen Betreuung am Herzen liegt.

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