Weihnachtsmusik wandert durch die Räume, überall duftet es nach Rotkohl und Plätzchen, Kinder rennen durch die Flure, Menschen lachen und stoßen mit einem Glas Punsch an. Was sich für uns heimelig anfühlt und Freude bereitet, überfordert Menschen mit Demenz schnell. Sie leiden schneller an Stress, fühlen sich schutzbedürftig und sind empfindlich gegenüber Lärm, Licht, Gerüchen, Farben und Temperatur. Mit Abnahme der geistigen Fähigkeiten sinkt zudem die Toleranzgrenze gegenüber Sinnesreizen – keine guten Voraussetzungen für ein Fest mit der ganzen Familie. Um die Zeit so schön wie möglich und ohne Mühe zu begehen, braucht es vorab einen Fahrplan fürs Fest.

Vorab: Familien fällt es oft schwer, eine Diagnose und den voranschreitenden Krankheitsverlauf anzunehmen und einen Umgang mit Demenz zu finden. Nicht nur für den Betroffenen, für alle in der Familie ist die Krankheit ein schwerer Verlust. Vor allem Scham spielt eine große Rolle. Durch den stetigen Abbau an geistiger und physischer Flexibilität fühlen sich Betroffene nicht mehr als vollwertigen Teil der Gesellschaft. Sie nehmen sich als Störfaktor wahr, wollen nicht negativ auffallen. Hilfsangebote werden erstmal abgelehnt. Trotzdem kann mit unseren 5 Tipps zum Umgang mit Demenz an Weihnachten ein schönes Fest gemeinsam mit den Betroffenen gefeiert werden.

Tipp 1: Planung der Feier

Eine gute Planung des Weihnachtsfestes ist das Wichtigste. Zeitliche Puffer entzerren, genauso wie das Weglassen einzelner Punkte oder Traditionen. Sprechen Sie mit der Betroffenen worauf freut sie sich an Weihnachten, welches Ritual ist wichtig? Demenzkranke sollten mitplanen dürfen. Kleinere Aufgaben können durchaus übergeben werden. Kurze Intervalle im Ablauf der Feier sorgen für Pausen, Spaziergänge entspannen und entzerren. Mit einer Thermoskanne Tee und Mandarinen im Mantel lässt sich auch draußen eine gesellige Stimmung erzeugen. Auf keinen Fall sollte man an Programmpunkten festhalten dies erzeugt Druck und Betroffene fühlen sich schnell unwohl oder haben Angst. Straffe Abläufe sollte vermieden werden. Hat die Person Lust, auf einen Weihnachtsfilm sollte die Flimmerkiste angeschaltet werden Gemütlichkeit stellt sich auch mit Decken und Kissen auf dem Sofa ein.

Tipp 2: Ort des Weihnachtsfests

Der Ort der Feier richtet sich nach dem gesundheitlichen Zustand des Menschen. Auch eine Feier im Pflegeheim kann für Betroffene besinnlich verlaufen. Hier ist ein Gespräch mit der Dienstleitung und Pflegekraft sinnvoll. Falls die Person fit ist und die Krankheit nicht extrem fortgeschritten, können alle ebenso in einem Restaurant feiern. Hier sollte darauf geachteten werden, ein einfaches Gasthaus mit wenig Gedeck auszuwählen. Zu viele Gläser und Messer können schnell überfordern. Orte, die den Menschen vertraut sind, sind oft die bessere Idee. Personen mit Demenz sind in ihrer Wahrnehmung eingeschränkt und orientierungslos hier muss auf einen ausreichend großen Raum mit guter Beleuchtung geachtet werden. Der Gang zur Kirche ist für viele ein schönes Ritual. Sitzplätze in den hinteren Reihen, die leicht zugänglich sind, sind eine gute Wahl.

Tipp 3: Betreuung von Demenzerkrankten

Wichtig ist auch die Hauptbetreuungsperson. Sie sollte verwöhnt und so gut es geht von den Aufgaben der Festlichkeiten freigesprochen werden. Wie kann man unterstützen? Welche Entlastung ist hilfreich? Dienlich ist ein Betreuungsplan für die Erkrankte, der etwa alle Stunde wechselt. Hier ist vorab eine Info über den gesundheitlichen Zustand notwendig. Gäste und Familie dürfen sich dem Dementen voll widmen. Michael Piplack beschreibt auf seinem Blog demenz-und-du.de ansprechend, wie wertvoll gemeinsame Zeit ist. Gerade an Weihnachten kommen Erinnerungen und Emotionen hoch. Oftmals sind Eindrücke aus der Kindheit präsenter als zuletzt Erlebtes. Ein ruhiges Beisammensein und Raum für Gefühle sind wichtig. Gemeinsames Singen oder Basteln und das Horchen einer Erzählung sind von großer Bedeutung. Schöne, einfache Geschenke wie ein besticktes Taschentuch, ein Stofftier oder Pullover kommen gut an. Spiele, Bücher oder Zerbrechliches sollte hingegen nicht verschenkt werden.

Tipp 4: Dekoration zum Fest

Hier ist Zurückhaltung angesagt. Auf blinkende Lichter sollte ganz verzichtet werden. Der Baum muss so platziert sein, dass genügend Platz drum herum ist zur Not macht er sich auch auf der Terrasse gut. Zerbrechliche Gegenstände gehören nicht auf den Tisch, Kerzen und heiße Töpfe bergen eine Gefahr für die demente Person. Hier könnte es leicht zu Verbrennungen oder sogar ungewolltem Feuer kommen. Zuviel Dekoration kann schnell ein Zuviel für die Sinne werden, halten Sie sich reduziert. Einzelne Kerzen und Tannenzweige sowie die Musik von damals erfüllen den Zweck genauso. demenz-und-du.de empfiehlt alte Klassiker gerne auch im neuen Gewand. Pop- oder Rockmusik mit schnellen Beats verwirren Älteren oft und führen zu Unbehagen.

Tipp 5: Das Essen

Das Menü sollte nicht mit zehn Gängen glänzen auch hier ist weniger mehr. Speisen wie Fondue oder heiße Pfannen auf dem Tisch sind ein No-Go. Die Gefahr, sich zu verletzen, ist hoch. In späteren Demenzstadien sollten eventuelle Schluckstörungen berücksichtigt werden. Zerkleinertes Essen ist unerlässlich. Bei der Vorbereitung des Menüs kann die Hauptbetreuungsperson unterstützt werden oder einzelne Gerichte werden auf Familienmitglieder verteilt, ebenso die Besorgung der Getränke. Auf Alkohol sollten alle am Tisch möglichst verzichten durch eventuelle Medikamenteneinnahmen kann es bei Demenzerkrankten zu Wechselwirkungen kommen. Ebenso die Überlegung eine Cateringfirma zu beauftragen kann Stress und Arbeit reduzieren. Spezielle Firmen können gezielt auf Wünsche und Bedürfnisse der Dementen eingehen und tolle Gerichte kreieren. Ansonsten tut es sicher auch die altbekannte Bockwurst mit Kartoffelsalat. Frohes Fest!

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