(Im Bild: Das australische Altenpflegeheim Cooinda Village in Benalla (bei Melbourne). In dieser Einrichtung bietet man den Bewohnern eine große Vielfalt an Aktivitäten und Betätigungsmöglichkeiten. So kann man sich handwerklich betätigen, es werden Tai Chi, Tanztherapie, Bustouren, Hydrotherapie und vieles mehr angeboten. Im Heim kommen unter anderem die wissner-bosserhoff Betten sentida 5, movita und carisma zum Einsatz.)

 

Lesen Sie jetzt den zweiten Teil des Interviews von CareTrialog mit Alexander Walke, Geschäftsführer der Sydney & Melbourne Migration International, die als inhabergeführtes Unternehmen der führende Spezialist bei allen Fragen rund um eine zeitweise oder dauerhafte Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigung  für Australien ist und Beratung und Services zielgerichtet für Fachkräfte, Akademiker und Unternehmer bietet:

 

Welche Wohn- und Versorgungsformen gibt es?

Alexander Walke: In Australien sind die Häuser oft sehr groß. Üblich ist es (zumindest in den großen Städten), sich in Australien mit dem Alter zu verkleinern. Sehr häufig entschließen sich Seniorenpaare deswegen schon frühzeitig, aus einem vier bis sechs Zimmer Haus in ein Senioren-Village mit kleinen, sogenannten 1-2 Bedroom Appartments oder kleinen freistehenden Bungalows zu ziehen. Selbstverständlich befinden sich, wie oben schon beschrieben, in diesen Villages nicht nur die ärztlichen/pflegerischen Versorgungsstellen, sondern es sind infrastrukturell gut ausgebaute Orte mit allen Einrichtungen (inkl. Restaurants, Supermärkten usw.) des „normalen“, täglichen Lebens. Der Vielfalt sind keine Grenzen gesetzt! Aber am Ende ist natürlich – wie überall – alles eine Frage des Geldes! Zusammenfassend gesprochen: In Australien geht es mehr um den aktiven Senioren, der Pflege nur als Ausnahmefall betrachtet. Die Pflegeaspekte stehen mehr im Hintergrund. Aber je nach Senioren-Village gibt es aber auch ausgewiesene Schwerpunkte, wie zum Beispiel Intensivpflege oder Demenz.

 

In Bezug auf die Alterung der australischen Bevölkerung: Kann der Einsatz von Robotern hier (z. B. in Pflegeheimen oder in Krankenhäusern) hilfreich bzw. sinnvoll sein?

Alexander Walke: Tatsächlich wird in Australien der Einsatz von Pflegerobotern schon länger grundlegend diskutiert und als sinnvoll erachtet. Australien unterhält sehr gute wirtschaftliche Beziehungen zu Japan, das in dieser Beziehung eine Vorreiterrolle einnimmt. Australien beobachtet daher die japanische Roboterentwicklung ganz genau, um die Möglichkeiten besser einordnen zu können. Einsatzbereiche für Pflegeroboter haben aber noch nicht wirklich Einzug gehalten, doch die Verwendung von Robotern, die im Alter das Leben erleichtern können (Staubsauger, Rasenmäher usw.) kommt durchaus zum Tragen, ist aber noch nicht das große Thema.

 

Geht Australien eigentlich anders mit Robotern/Maschinen/Technik um als Deutschland?

Alexander Walke: Dazu muss man die australische Philosophie, was neue Technologien angeht, verstehen. Australien schaut nämlich immer erst einmal, was der Rest der Welt (bzw. das Land mit der technologischen Vorreiterrolle) damit anstellt, wartet 15 bis 20 Jahre und führt – hat sich eine Technologie bewährt und ist erprobt – diese dann ebenfalls ein. Als Beispiel seien Windturbinen genannt. Erst jetzt beginnt Australien ganz langsam damit, Windkraftwerke großflächiger zum Einsatz zu bringen. Eine Technologie, die sich in Deutschland schon viele Jahre etabliert hat. Und so verhält es sich beispielsweise auch mit der Einführung von Solarenergie. Auf diese Weise vermeidet Australien ganz bewusst das Entwicklungsrisiko. Was sich auf dem Weltmarkt bewährt hat, kann Australien dann preiswerter einführen, was sich nicht bewährt hat, das bekommt in Australien erst gar keine Chance. Auf Roboter in der Alterspflege bezogen, schaut Australien deswegen momentan sehr stark auf Japan, da das Land hier federführend ist.

Gerade in Australien werden Roboter aufgrund der großen Entfernungen diskutiert. Denn leben die Senioren nicht in den großen Städten, sondern weit im Outback, dann können vor Ort einfache Aufgaben von Robotern übernommen werden. Allerdings scheint es aus australischer Sicht noch keinen Roboter zu geben, der tatsächlich so autark ist, dass er mit der Abgeschiedenheit Australiens „klarkommt“. D. h. es gibt zurzeit noch ganz klare Wartungsprobleme, Probleme mit Ersatzteillieferungen oder mit der Sicherheit usw., was wiederum wirtschaftliche und finanzielle Schwierigkeiten nach sich zieht. Der Einsatz von Robotern, die pflegende Tätigkeiten übernehmen können, ist auf jeden Fall noch Zukunftsmusik.

 

Würden Sie für uns einen Blick in Zukunft Australiens wagen: Wie mag sich die Gesellschaft in ein paar Jahrzehnten verändert haben?

Alexander Walke: Australien wird sich in der Einwohnerzahl verdoppeln, und es wird eine ganz andere Verteilung der Bevölkerung im Landesinnern geben. Damit wird Australien auch eine Qualität im Alters- bzw. Pflegebereich erzielen, die bislang noch nicht dagewesen ist. Hier nimmt Australien offensichtlich eine Vorreiterrolle ein. Denn die australische Regierung holt gezielt gut ausgebildete, junge Professionals ins Land, die auch die neuesten Technologien im Gepäck haben und Australien voranbringen.

 

Leave a Reply

3 comments

  1. r.schrott

    sehr interessant und anregend – gut recherchiert- kurz und mit Ausblick;
    Bitte um Aufnahme in den NL Verteiler. Danke

  2. Faber

    Ich bin entsetzt wie man in deutschland mit den menschen in den altersheimen umgeht.

  3. Hahn Monika

    Ein sehr interessanter Beitrag, der hoffentlich die Realität beschreibt und nicht nur das was sein kann.
    Ich würde mich freuen mehr zu höhren und vielleicht auch Erfahrungen auszzutauschen.

    Monika

    -1