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Menschen in reiferen Jahren, die sich offen zu ihrer Sexualität bekennen, werden in unserer Gesellschaft allzu oft nur müde belächelt. Dieses Thema wird selbst im 21. Jahrtausend noch tabuisiert. Es ist mit Unsicherheiten behaftet und nur wenige Senioren reden in der Öffentlichkeit darüber. Nichtsdestotrotz ist Sex keine Frage des Alters.

Nur weil nicht mehr so viel darüber gesprochen wird wie einst in der Pubertät, ist Sexualität im Alter nichts Ungewöhnliches. Sex bei Senioren kategorisch abzulehnen und davon auszugehen, dass Alter, Lust und Sex nicht kompatibel sind, ist Unsinn. Alter ist nicht gleichzusetzen mit Krankheit, auch wenn bei manchen Pflegebedürftigen körperliche Beschwerden sexuelle Bedürfnisse überlagern mögen. Sexualität macht vor dem Alter nicht Halt und guter Sex erhöht in jedem Alter die Lebensqualität.

Verschiedene Lebensphasen

Es ist ein Irrglaube, dass nur junge Menschen ein Bedürfnis nach sexueller Befriedigung haben und dass das sexuelle Verlangen ab der Lebensmitte immer weiter abnimmt bis es schließlich ganz stagniert. Menschen, für die Lust und Sexualität immer schon wichtig war, sehnen sich aller Wahrscheinlichkeit nach auch im Alter danach. Und wer sein ganzes Leben lang eher weniger Interesse an Sexualität hatte, möchte seine Gewohnheiten auch später wohl kaum komplett umkrempeln. Allerdings bestätigen auch hier Ausnahmen die Regel. So bleiben Erotik und Lust auch im Alter weiterhin wichtig, selbst wenn sich mit den Jahren die eigenen Bedürfnisse ändern können. So kann und darf man ohne weiteres bis ins hohe Alter Sex haben, muss aber nicht! Vielleicht hat es aber auch damit zu tun, dass wir uns nicht vorstellen möchten, dass unsere Eltern oder gar Großeltern noch sexuell aktiv sein könnten. Und ich muss zugeben, auch für mich gehören und gehörten sie stets zu den „asexuellen Wesen“.

Dass das Thema omnipräsent ist, erkennt man auch unschwer daran, dass sich in Alters- und Pflegeheimen immer wieder neue Pärchen finden, selbst wenn es die Angehörigen den Betreffenden nie zugetraut hätten. Daher verschweigen viele Senioren sogar solch neue Bekanntschaften. Dennoch nimmt das Thema Sexualität in solchen Einrichtungen eine Sonderstellung ein, weil die Privatsphäre der Betroffenen häufig nicht angemessen respektiert wird. Mangelndes Einfühlvermögen spiegeln auch die Pflegeberichte wider, die sich diesem Thema meist nicht widmen, es sei denn es kommt zu Übergriffen. Doch Sexualität gehört zu den Grundbedürfnissen, wie Essen und Trinken auch.

Haben die Bewohner nicht das Glück einen neuen Wegbegleiter zu finden, beschränken sich Berührungen häufig nur mehr auf Umarmungen von Besuchern, Streicheleinheiten von Angehörigen oder Routineberührungen durch das Pflegepersonal beim Waschen, Ankleiden oder Wenden im Bett. Dies kann jedoch, gerade für junge Pflegekräfte, ein Problem darstellen, wenn sie sich dadurch zu Recht oder Unrecht belästigt fühlen. Das beste Ventil für Heimbewohner wäre daher vermutlich eine erfüllte Partnerschaft. Damit sich weder Depression noch Verbitterung breitmachen können, wäre es folglich sogar wünschenswert, dass die Bewohner von Pflegeheimen Partner fänden, um auch ihre sexuellen Bedürfnisse weiterhin befriedigen zu können.

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