Tipps gegen den Stress: Damit Pflegekräfte nicht ausbrennen

Eine Studie der Techniker Krankenkasse kommt zu dem Ergebnis, dass psychische Erkrankungen durch Stress für rund 19 Prozent aller Fehlzeiten verantwortlich sind. Das ist der höchste Wert im Vergleich zu anderen Diagnosen – noch vor Rückenbeschwerden und Erkältungskrankheiten. Zeitdruck und zu viel Papierkram sind laut einer Umfrage des Deutschen Gewerkschaftsbundes die am meisten genannten Gründe, weshalb mehr als zwei Drittel der in der Pflege Beschäftigten sich gestresst fühlen.

Zusätzlich sind Pflegekräfte oft hohen emotionalen Belastungen ausgesetzt. Kommt die Entspannung auf Dauer zu kurz, kann der Körper ein kritisches Level erreichen. Betroffene sind müde und anfälliger für Krankheiten, Magen-Darm-Beschwerden oder Tinnitus können die Folge sein, bis hin zum Burnout.

„In meiner Akademie erlebe ich immer wieder Pflegekräfte, die sich vom Stress im Berufsalltag ausgelaugt fühlen“, sagt Simone Stargardt, Geschäftsführerin der privaten Akademie carriere & more. Rund 1000 Teilnehmer bereiten sich jährlich an den drei Standorten ihrer Akademie in der Region Stuttgart, Mannheim und Würzburg auf IHK-Prüfungen vor; zum Beispiel auf die Prüfungen zum Fachwirt im Gesundheits- und Sozialwesen.

„Neben der sowieso schon vorhandenen beruflichen Belastung sind vor allem die Prüfungsphasen ein zusätzlicher Stressfaktor für Kursteilnehmer aus Pflegeberufen“, so Stargardt. Studenten, die sich ratsuchend an die Trainerin wenden, gibt sie als Soforthilfe gern drei Tipps an die Hand:

Akuthilfe 1: 60 Sekunden lang grinsen

„Wenn wir die Mundwinkel nach oben ziehen, schüttet unser Gehirn Glückshormone aus. Dabei ist es egal, ob uns gerade tatsächlich zum Lachen ist oder nicht“, leitet Stargardt den ersten Tipp ein: „Sind wir akut gestresst, müssen es 60 Sekunden am Stück sein, darunter ist diese Übung wirkungslos“, so die Trainerin weiter. Sie empfiehlt augenzwinkernd, diese Übung am besten von anderen unbeobachtet auszuführen.

Akuthilfe 2: Wasser trinken

In einer stressigen Situation ein großes Glas kühles Wasser zu trinken, beruhigt sofort. Das Wasser sollte allerdings frei von Kohlensäure sein, da sich das Glas so besser auf einmal austrinken lässt. Das Ergebnis: „Das Herz schlägt langsamer, die Atmung vertieft sich, wir kommen zur Ruhe“, erklärt Stargardt.

Akuthilfe 3: Bewusstes Atmen

Gezielte Atemtechniken senken die Herzfrequenz und helfen dem Körper, sich zu entspannen. Um die Körperfunktionen zu beruhigen, sollte doppelt so lange aus- wie eingeatmet werden. „Etwa in der Kaffeepause locker auf einem Stuhl sitzend beim Einatmen langsam bis zwei, beim Ausatmen bis vier zählen und dies zehn bis 20 Mal wiederholen“, so Stargardts Vorschlag.

„Je nach Typ eignen sich mittel- und langfristig unterschiedliche Methoden, um wieder zur inneren Mitte zu finden“, so die Akademie-Inhaberin weiter. Äußert sich Stress vorwiegend in muskulärer Verspannung, helfe Sport. Wer dagegen ständig gereizt ist, sollte es besser mit mentalem Training versuchen. Während bei organischen Beschwerden, wie Augenzucken oder Magen-Darm-Beschwerden, eher eine Auszeit wie etwa ein Wellnesstag und gesunde, leichte Kost am besten wirken. „Viele Menschen sind Mischtypen“, weiß Stargardt aus ihrer Erfahrung mit Studenten.

Oft haben uns außerdem Glaubenssätze, wie „sei perfekt“ oder „sei stark“ in unseren ersten Lebensjahren geprägt, hat die Fachfrau für modernes Personalmanagement herausgefunden. Wer sich von „wie muss ich sein“ hin zu „das darf ich mir erlauben“ bewege, könne bereits nach zwei bis drei Wochen erste Ergebnisse spüren. Beispielsweise, dass er in fordernden Situationen gelassener bleibt. „Glaubenssätze langfristig umzukehren, ist allerdings ein Prozess, der meist über mehrere Monate geht“, schließt Stargardt.

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