Häufige Krankheitsbilder bei Pflegekräften

Der Beruf der Pflegefachkraft stellt die Berufsschaffenden täglich vor viele Herausforderungen. Verschiedene Tätigkeiten sollen bearbeitet und gleichzeitig einige Zusatzbelastungen aufgenommen werden. Von einer intensiven Patientenversorgung über das Schreiben von Dokumentationen bis hin zu Schichtübernahmen von Kollegen und Überstunden – und das sind nicht abschließend alle Aufgaben, die ein Pfleger abzuarbeiten hat. Zu Zeiten des Fachkräftemangels in der Pflegebranche sind die Mitarbeiter zeitlich enorm eingespannt, sodass für Erholung und Privatleben nicht mehr viel Zeit bleibt. Aufgrund solcher hohen körperlichen Belastungen treten bei den Pflegenden oft psychische und physische Erkrankungen auf, was sich auch darin widerspiegelt, dass die Pflege der Spitzenreiter in Krankheits-Statistiken ist (siehe: Ärztezeitung 26.12.2014 ).

Rund 24 Tage im Jahr sind Pflegekräfte krankgeschrieben, 8 Tage mehr als der Durchschnitt aller versicherten Beschäftigten in Deutschland. Allein psychische Krankheiten nehmen durchschnittlich 4,6 Fehltage ein – das sind doppelt so viele Tage wie die Beschäftigten aller anderen Branchen. Auch die in Anspruch genommenen Krankenhaustage, die von Pflegekräftne zur eigenen Behandlung in einer Klinik verbracht werden, sind um 55% höher (siehe Aerzteblatt.de 05.07.2017). Neben den physischen Erkrankungen sind Beschwerden des aktiven und passiven Bewegungsapparates sowie Atemwegserkrankungen weitere Hauptgründe für die hohe Anzahl an Fehltagen (vgl. Bibliomed Pflege 27.09.2017).

Ein Aspekt für die häufigen Krankschreibungen ist wohl die Vielschichtigkeit der Aufgaben in Pflegeberufen. Auf der einen Seite ist das sicher ein positives Argument, um neue Pflegekräfte zu umwerben, auf der anderen Seite stellt sie aber doch die wahrscheinlich größte Problemzone dar. Neben der elementar wichtigen Patientenversorgung, übernehmen die Mitarbeiter seit geraumer Zeit zusätzlich Dokumentationsarbeiten am PC oder springen für fehlende Mitarbeiter ein und die vorgesehene Zeit für die Patienten kann nicht eingehalten werden. Dies hat zur Folge, dass sich Schichtdienste verlängern und Überstunden in hohem Maße aufgebaut werden. Folglich fehlt den Pflegern Zeit zur persönlichen Erholung und für die Familie (siehe Ärztezeitung 26.12.2014 ).
Ein weiterer gravierender Aspekt ist der demographische Wandel. Mehr als ein Drittel des ausgebildeten Personals ist um die 50 Jahre alt und befindet sich damit in einem Alter, in dem Menschen statistisch gesehen anfälliger für Erkrankungen sind als in jungen Jahren (vgl. Bibliomed Pflege 27.09.2017), wobei gerade der Nachwuchs an allen Ecken und Enden fehlt. Das führt zu enormen Stress- und Drucksituationen auf der Station, da die Mitarbeiter diese Ausfälle neben ihren eigenen Verpflichtungen zusätzlich kompensieren müssen.

Die meisten Fachkräfte haben sich für diesen Beruf entschieden, da sie sich gut mit ihm identifizieren können. Sie möchten Menschen helfen, mit ihnen in persönlichem Kontakt stehen. Doch diese Einstellung kann sich schnell ins Negative entwickeln. Übermäßiges Engagement, Streben nach Perfektion beim “Funktionieren” während der Schicht, geringe Distanzierungsfähigkeit von der Arbeit und eine hohe Resignationstendenz können schnell zu Burnout oder anderen psychosomatischen Erkrankungen führen (siehe Mediclin ).
Zudem besteht ein erhöhtes Krankheitsrisiko für Depressionen, chronische (Rücken-) Schmerzen, Burnout sowie Schlafmangel und anhaltende Erschöpfung. Außerdem sollte das Infektionsrisiko und emotionale Stresszustände nicht außer Acht gelassen werden.

Doch welche Therapiemaßnahmen sind gegen die eben genannten Diagnosen sinnvoll? Chefärzte der Klinik Blieskastel haben ein Konzept entwickelt, speziell auf Patienten aus der Pflege ausgerichtet. Darunter zählen:

Einzelpsychotherapie: Diese Art von Behandlung meint ausgiebige Gespräche einer einzelnen Fachkraft mit einem Psychotherapeuten (4).
Gruppenpsychotherapie: Der Austausch über Erfahrungen und Probleme soll dazu führen, sich gegenseitig zu stärken und gemeinsam an Lösungen zu arbeiten.

Ergotherapie: Die Durchführung dieser Behandlungsweise soll zur Förderung der allgemeinen Handlungsfähigkeit & Selbstständigkeit des Pflegepersonals führen.

Differenzierte Analyse von Belastungen: Ethische, psychische, physische, emotionale Aspekte sollen stärker beachtet werden.

Erneuerung der Arbeitszeitmodelle: Sie sollen zu einer besseren Vereinbarung von Berufs- und Privatleben führen.

Gute Teamarbeit ist wichtig, um sich gegenseitige Unterstützung zu gewährleisten.

Wertschätzende Kommunikation zwischen Ärzten und Pflegern und untereinander.

Wertschätzung der (eigenen) Arbeit von Pflegekräften selbst, Vorgesetzte und/oder Übergeordnete.

Vorsorgekuren sind bei anhaltender Erschöpfung sinnvoll. Diese sind meistens ambulant und werden größtenteils von der Krankenkasse übernommen. Therapieangebote wären:
Physiotherapie
Massagen
Bewegungsbäder
funktionelles Rückentraining
Gymnastik
Entspannungsübungen (siehe Pflegen-online.de 10.04.2018 )

Intensive Tanztherapie: Durch Bewegungen werden Verhaltensmuster sichtbar und Konflikte im Team von Pflegekräften, die Angst und Depressionen auslösen, werden erkannt.
Ziel ist es, sich gegenseitig zu stärken und zu entlasten.
Hintergrund der Therapie ist ein berufsspezifischer Ansatz.
Das Tanzen zeigt den individuellen Erfahrungsraum, das Geschehen auf der Station wird reflektiert.
Im Zentrum steht die berufliche Problematik. Unbewusste Konflikte und Erfahrungen sollen bearbeiten werden.
Eigene Bedürfnisse besser wahrnehmen
Konflikte durch Tanzschritte ausdrücken und danach reflektieren

Es gibt also eine Vielzahl von Therapiemöglichkeiten, welche von Pflegekräften im Bedarfsfall wahrgenommen werden können. Positiv ist, dass der Großteil dieser Behandlungsmöglichkeiten dauerhaft angeboten wird, weshalb an den therapeutischen Kursen und Sitzungen nicht nur nach der Diagnose teilgenommen werden kann. Sie eignen sich ebenso gut als Präventionsmaßnahmen, um psychische und physische Erkrankungen vorzubeugen.

Auch im Kleinen können Angebote zur Unterstützung von Pflegern wahrgenommen werden. Beispielsweise mit dem Klinikassistenten von Cliniserve, der den Pflegekräften ein wenig Stress nimmt und ihnen mehr Zeit für die Patientenpflege ermöglicht.
Um bestehende Personallücken zu füllen wäre es sinnvoll, wenn das Krankenhaus zusätzliche Servicekräfte einstellt, welche pflegefremde Tätigkeiten, wie Haushaltstätigkeiten oder Materialbeschaffungen innerhalb einer Station, vornehmen.
Zudem sollte die Ausbildung zur Pflegefachkraft attraktiver und moderner gestaltet werden, um so vor allem Jugendliche für diesen Beruf zu begeistern, damit der Station mehr Personal zur Verfügung steht.

Somit könnten Überstunden und Stress in der Arbeit reduziert werden, und damit hoffentlich auch das Problem der überdurchschnittlichen Krankschreibung im Pflegeberuf.

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