Alternativen zu Freiheitsentziehenden Maßnahmen

Wie Sie Bewohner ohne Freiheitsentziehende Maßnahmen vor sich selbst und vor Stürzen schützen

Freiheitsentziehende Maßnahmen (FeM) dienen dazu, vor allem an Demenz Erkrankte zu beschützen. Sie sollen sich nicht mit den anderen Bewohner anlegen, sie sollen nicht stürzen oder sich anderweitig verletzen. Dass FeM nur in Einzelfällen erlaubt sind und ansonsten die Menschenrechte verletzen, ist bekannt. Was Pfleger tun können, lesen Sie hier:

Körperliche Fitness erhalten

Wer nur liegt oder sich insgesamt zu wenig bewegt, baut Muskulatur ab. Dann steigt die Wahrscheinlichkeit von Stürzen oder Verletzungen. Wer aber regelmäßig Gymnastik macht, das Gleichgewicht trainiert oder spazieren geht, kann sich leichter abfangen und baut zusätzlich Aggressionspotenzial sowie Stress ab. Nachzulesen ist der Zusammenhang zwischen körperlicher Fitness und Stürzen im DQNP-Expertenstandard zur Sturzprophylaxe. Senioren mobil zu halten, hat also den doppelten Effekt, um FeM zu vermeiden. Zahlreiche Studien weisen außerdem darauf hin, dass Fixierungen, Bettgitter und Stühle mit integriertem Tisch häufig erst zu Verletzungen führen. Auch sind diese Maßnahmen nicht dazu geeignet, einen an Demenz Erkrankten zu beruhigen, sondern sie steigern viel eher das Unwohlsein.

Umgebung sichern

Senioren leisten auch geistig mit dem Älterwerden immer weniger. Sie können Gefahren wie Treppen und Schwellen nicht mehr so gut einschätzen. Wichtig ist es also, Gefahrenquellen deutlich zu markieren. Eine gute Beleuchtung und Haltegriffe in Bad und Flur helfen außerdem dabei, Gefahren zu minimieren. In der passenden BZgA-Broschüre können Pflegende nachlesen, wie sie Stürze durch einfache Maßnahmen verhindern können. Sicher aber ist: Wer in gesicherter Umgebung unterwegs ist, braucht keine Fixierung, damit er sich nicht verletzt. Suchen Sie Alternativen zu Medikamenten, die das Sturzrisiko erhöhen oder anderweitig benommen machen. Lassen Sie automatische Türöffner installieren, wenn es sich um schwere Brandschutztüren handelt. Sind die Zimmertüren individuell gestaltet, finden Demente ihren Raum schneller, anstatt orientierungslos durchs Haus zu gehen.

Hilfsmittel nutzen statt Freiheitsentziehende Maßnahmen

Pflegebedürftige, die im Haus unterwegs sind, sollten auf rutschfesten, flachen Schuhen laufen. Im Thüringer Leitfaden für die Vermeidung von FeM sind Tipps wie dieser aufgeführt: Achten Sie darauf, dass Betroffene mit passender Brille und Gehhilfen ausgestattet sind. An gefährlichen Stellen können Sturzmatten den Aufprall mindern. Auch technische Hilfsmittel wie Rauchmelder, Herd-Sicherung oder Wasser-Regulator können vor Verletzungen schützen. Senioren mit Demenz sollten keinen Zugang zu gefährlichen Gegenständen haben wie Feuerzeugen, Putzmitteln oder Messern. Denken Sie über Schutzkleidung nach, zum Beispiel eine Hüftschutzhose, wenn der Bewohner nicht am nächtlichen umherirren gehindert werden kann.

Weiterbildung des Pflegepersonals

Aggressive und unruhige Menschen mit Medikamenten oder hinter abgeschlossenen Türen ruhigzustellen, kann keine Lösung sein. Wer sich mit dem Thema beschäftigt, kann Verhalten analysieren und ein Bedürfnis stillen, bevor der Gepflegte ausflippt. Senioren mit Bewegungsdrang beispielsweise brauchen einen Spaziergang im Garten und wer Angst im Dunkeln hat, kommt mit einem Nachtlicht oftmals gut zurecht. Auch Demenzerkrankte, denen es langweilig ist, werden aggressiv und rastlos. Pflegende sollten also die Ursache herausfinden und sie beheben, um freiheitsentziehende Maßnahmen zu umgehen.

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