Wundexperte, Aromapflege, Palliativ-Fachkraft – das Angebot an Fortbildung für Altenpfleger ist mehr als umfassend. Vieles davon ist sinnvoll, manches gesetzlich vorgeschrieben – etwa Weiterbildungen zum Qualitätsmanagerin in Altenheimen. Doch für Astrid Ziller, der Einrichtungsleiterin eines Münchner Seniorenwohnens des Bayerischen Roten Kreuzes, gewinnt vor allem der Umgang mit Demenz an Bedeutung.
Fortbildung Demenz
Im Haus im Stadtteil Pasing-Westkreuz leben 230 Menschen in stationärer Pflege. Ziller schätzt, dass bis zu 70 Prozent davon an Demenz erkrankt sind. Das Krankheitsspektrum ist breit: von leichter Verwirrtheit („Die Handtasche im Schrank gehört mir nicht!“) bis hin zu schwerster Demenz, bei der Betroffene nicht mehr sprechen können. Ziller: „Wir beobachten seit Jahren, dass die Zahl der demenzkranken Bewohnerinnen und Bewohner bei uns steigt.“ Angesichts dieser Entwicklung setzt die Einrichtungsleiterin verstärkt auf Aus- und Weiterbildung. So sind 27 der 180 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Auszubildende. Hinzu kommen sechs Personen, die eine Qualifizierung zur gerontopsychiatrischen Fachkraft absolviert haben.
„Demenz ist sehr oft der Grund, ins Heim zu gehen“, weiß die gelernte Altenpflegerin, die ursprünglich aus Kiel stammt und seit fast 40 Jahren in der Pflege arbeitet. Deshalb sorgt Ziller dafür, dass neben den Geronto-Fachkräften, die eine zweijährige, bis zu 5000 Euro teure Ausbildung absolviert haben, auch alle anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Kommunikation mit den Erkrankten verfeinern. Sie ist sich sicher: „Jeder kann ‚Demenzisch‘ lernen!“. Hier wird vor allem darauf abgezielt, nicht auf Defizite hinzuweisen, sondern die Beobachtungsgabe zu schärfen. „Wir achten darauf, eine schützende Hülle um die kranken Menschen zu legen“, beschreibt Ziller das Bild.
Zusatzausbildung Palliativ-Fachkraft
Als wichtige Weiterbildung, die zur Verbesserung der Arbeitsqualität beiträgt, sieht die Münchner Einrichtungsleiterin auch den Aspekt der Palliativpflege. „Hier helfen schon zweitägige Schulungen, das Thema Schmerz besser zu verstehen.“ Denn gerade bei älteren Menschen können diese chronisch werden und Lebensqualität rauben. Dazu gehören auch nicht-medikamentöse Maßnahmen, die angeboten und individuell auf die Menschen abgestimmt werden können. „Das kann von Ruhe und Wärme bis hin zu Bewegungsanreizen reichen“, sagt Ziller. Aber auch eine Tasse Kaffee und ein zugewandtes Gespräch gehören für die Expertin dazu.
Bei Demenzkranken kommt erschwerend hinzu, dass sie oft nicht mehr sagen können, was ihnen genau weh tut. Stattdessen würden sie unruhig oder aggressiv und ließen sich manchmal nicht versorgen. Dies zu erkennen und richtig zu handeln, sei ein wichtiger Baustein in der Weiterbildung von Pflegekräften.
Speziell ausgebildete Gesprächsbegleiterinnen mit dem Zusatz Palliative-Care-Fachkraft (GVP-Beraterinnen) wiederum sprechen mit den Bewohnerinnen und Bewohnern in der letzten Lebensphase. Dabei wird zum Beispiel geklärt, ob eine Magensonde gelegt werden soll oder ob eine Verlegung ins Krankenhaus gewünscht wird. Der Grundkurs für diese Weiterbildung umfasst 160 Stunden. Ziller stuft diese als wertvoll ein.
1x im Monat zur Fortbildung
Dennoch sollte in der Pflege auch das Wohl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch Fortbildung im Fokus stehen. Im Kieferngarten finden deshalb jährlich Kinästhetikkurse statt. In Gruppen von bis zu 14 Personen geht es insbesondere für Berufsanfänger um das Thema Gewichtsverlagerung bei der Mobilisation von Bewohnern. „Ziel ist es, Bewegungsabläufe so kräfteschonend und einfach wie möglich zu gestalten“, erklärt Ziller, die auch wöchentliche interne Schulungen mit dem Titel Expertenstatus anbietet.
In der jeweils eineinhalbstündigen Fortbildung geht es darum, die Fachkräfte kontinuierlich weiterzubilden und vorhandenes Wissen aufzufrischen. Themen sind beispielsweise Hygiene, Datenschutz, Demenz, Ernährung, Sturzprophylaxe oder Haut. „Einmal im Monat sollte jede Mitarbeiterin eine Fortbildung besuchen“, sagt Ziller, die ansonsten zwei Tage pro Jahr und Person für eine sinnvolle Fortbildungseinheit hält. Teil dieses Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) ist auch die Befähigung der Fachkräfte zur Selbstfürsorge, um Strategien im Umgang mit psychischen Belastungen zu entwickeln.