Willkommenskonzept

Das Fehlen eines Willkommenskonzept ist oft der Grund, weshalb Mitarbeitende in den ersten 100 Tagen kündigen. Wer einen neuen Job anfängt und hilflos durch die Gänge irrt, weil es keinen Ansprechpartner gibt, ist bereits am ersten Arbeitstag frustriert.

Das Gefühl, allein gelassen zu werden, kennen viele Jobstarter. Wer sich so fühlt, braucht länger, um selbstbewusst aufzutreten, und dessen Motivation sinkt schnell. Das haben auch Manuela Görzen und Regina Bartoldus vom Evangelischen Klinikum Bethel in Bielefeld beobachtet. Um dem entgegenzuwirken, haben die beiden Pflegefachkräfte einen neuen Onboarding-Prozess entwickelt.

Willkommenskonzept: Struktur und klare Abläufe

Regina-Bartoldus
Regina Bartoldus

Görzen und Bartoldus arbeiten im Universitätsklinikum auf der Station für Nephrologie und Diabetologie und kümmern sich um Menschen, die an der Diagnose Diabetes Mellitus oder Bluthochdruck sowie an Erkrankungen der Nieren leiden. Manuela Görzen ist examinierte Fachkraft und hat die pflegerische Klinikleitung der Abteilung inne. Regina Bartoldus ist Pflegeexpertin APN (Advanced Practice Nurse) mit Masterabschluss und ebenfalls auf der Station tätig.

Ihr Willkommenskonzept richtet sich an Kolleginnen und Kollegen, die als Pflegekräfte ausgebildet sind und als neues Fachpersonal auf der Station beginnen. Hierzu haben die beiden ein auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basierendes Konzept entworfen, das den Neuen klare Strukturen aufzeigt, fachliche Qualifikation vermittelt und im Eins-zu-Eins-Setting stattfindet.

Mentorinnen und Schulungstage

So haben die Fachfrauen den ersten Arbeitstag beim Willkommenskonzept beispielsweise als Schulungstag definiert. Görzen erklärt, warum: „Wir wollen, dass die neuen Kolleginnen und Kollegen empfangen werden.“ Das bedeutet, dass sie auf der Station persönlich und mit Namen begrüßt werden und dass sie dann, anstatt direkt anpacken zu müssen, erst einmal in einem Rundgang durch das Krankenhaus geführt und hier das gesamte multiprofessionelle Team kennenlernen.

Weiterbildung vom ersten Tag an

Bartoldus startet bereits am ersten Tag mit der Einarbeitung neuer Fachkräfte. „Ich führe in die Nephrologie und Diabetologie ein, die in der Tiefe ja nicht in der generalistischen Ausbildung abgebildet werden“, sagt die Expertin mit Masterabschluss.

Ab dem zweiten Tag des Willkommenskonzepts laufen die neuen Kolleginnen und Kollegen vier Wochen lang mit anderen Fachkräften mit und erhalten somit ein Training-on-the-Job. Der zweite Schulungstag findet nach etwa einem Monat statt. „Dabei gehe ich ausführlich auf Themen wie Dialyse, Insulintherapie, aber auch Notfallsituationen und Pflichtfortbildungen ein“, erklärt Bartoldus. Außerdem gibt es ein Feedback-Gespräch mit Kollegin Görzen, wie die Einarbeitung bisher verlaufen ist und ob noch etwas fehlt, damit der Einstieg gut gelingt.

Feedback und Eins-zu-Eins

Das Setting ist bewusst so gestaltet, dass Kolleginnen und Kollegen sich trauen, Wissenslücken oder Unsicherheiten auszusprechen. Zudem findet eine Evaluation statt. „Ziel der Evaluation ist es, zu erkennen, wo die Mitarbeitenden aktuell stehen und in welchen Bereichen sie noch gezielte Unterstützung benötigen“, verdeutlichen Görzen und Bartoldus. Denn wie so oft in der Inneren Medizin sind auch Diabetologie und Nephrologie Bereiche, in denen Fachkräfte über die Berufsjahre hinweg tiefes Wissen aufbauen, etwa zu Autoimmunerkrankungen oder Dialysekomplikationen.

Nach gut zwölf Wochen ist die Einarbeitung abgeschlossen. Am Herzen liegt Bartoldus die individuelle Anpassung der Schulungsinhalte. In der 1:1-Betreuung geht sie deshalb gezielt auf unterschiedliche Lerntypen und Vorkenntnisse ein. Inhalte werden bei Bedarf nochmals erläutert oder – bei bereits vorhandenem Wissen – ausgelassen.

Dank Willkommenskonzept schneller sicher im Job

Das Willkommenskonzepts kommt bei den Neuen gut an. Sie bestätigen, dass das ruhige Kennenlernen, der Einzelunterricht sowie die ständige Kontaktmöglichkeit hilfreich sind. Die Neuen sind einfach schneller sicher im Job. „Die Mitarbeitenden spiegeln uns, dass sie nicht so lange schwimmen“, so Görzen, „sondern selbstbewusst Entscheidungen treffen und damit rascher ein Standing aufbauen können.“

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