Welche Vorteile bieten Assistenz- und Sensoriksysteme?

Aufgrund der vielen Vorteile finden Assistenz- und Sensoriksysteme immer mehr Einzug in intelligente Bettensysteme und dadurch auch in die verschiedenen Settings der Pflege.

Die Vermeidung von Stürzen vor allem bei Nacht ist dabei ein Ziel. So können die angesprochenen Sensoriksysteme beispielsweise Bewegungen im Bett wahrnehmen und automatisch einen Ruf an der Pflegerufanlage auslösen. Dadurch können z.B. Pflegekräfte verwirrte Personen mit einem erhöhten Sturzrisiko bei Toilettengängen begleiten und so Stürze vermeiden. Weitergehend können die Sensoren auch eine Unterbettbeleuchtung aktivieren, um so Personen bei nächtlicher Aktivität die Umgebung zu erhellen. Als zusätzliches Sicherheitsinstrument können intelligente Betten warnen, wenn eine unpassende Betthöhe gewählt wurde oder die Bremsen des Bettes nicht festgestellt wurden.

Abgesehen von der Unterstützung bei sturzgefährdeten Personen können die Sensoren auch bei der Dekubitusprophylaxe unterstützen. Ein intelligentes Bett könnte zum Beispiel erkennen, wie viel sich eine Person in einem vorgegebenen Zeitintervall bewegt und den Schwesternruf auslösen, falls die Bewegung insuffizient ist. Als praktisches Beispiel: Wenn Frau Müller innerhalb der letzten sechs Stunden nur Mikrolagerungen im Armbereich durchgeführt hat, wissen die Pflegekräfte nach Ablauf der sechs Stunden dank der Sensorik, dass eine größere Lageveränderung notwendig ist.

Neben der Unterstützung in der Sturzprävention und der Dekubitusprophylaxe können Sensoriksysteme auch bei der Intertrigoprophylaxe wichtige Arbeit leisten. Durch die relativ festen Arbeitsabläufe im stationären Alltag könnte ein Einnässen sehr spät erkannt und entsprechende Maßnahmen durchgeführt werden. Dadurch kann es vorkommen, dass eine Person ein komplettes Zeitintervall (z.B. 4 Stunden) eingenässt im Bett liegt. Neben der Menschenwürde, die hier diskutiert werden könnte, ist die Wahrscheinlichkeit einer Entwicklung eines Intertrigo ebenfalls gesteigert. Ein Feuchtigkeitssensor kann Pflegekräfte in einem solchen Fall informieren und so einem Intertrigo nachhaltig vorbeugen.

Das Monitoring verschiedener klinischer Parameter ist ebenfalls ein großer Vorteil der Sensoriksysteme. Beispielsweise können Puls- und Atemfrequenz, Blutdruck oder das Körpergewicht dauerhaft überwacht werden. Diese Erhebungen erfolgen kabellos, sodass die Möglichkeit zur Eigenbewegung maximiert wird und die Arbeitsqualität durch weniger Kabel für die betreuenden Berufsgruppen steigt. Die dauerhafte Dokumentation über entsprechende Systeme zeigen ein klares Bild über den Zustand der Person und kann selbstverständlich auch von anderen Orten als am Bett eingesehen werden.

Insgesamt scheinen intelligente Betten mit Sensorik– oder anderen Assistenzsystemen bereits jetzt eine sinnvolle und gute Unterstützung für den beruflichen Alltag in allen Settings zu bieten. Gerade deswegen ist es spannend, zu überlegen, welche weiteren Entwicklungen wahrscheinlich zu erwarten sind.

 

Welche Entwicklungen sind in der Zukunft wünschenswert oder denkbar?

Wie beschrieben bietet der Einsatz von Assistenz- und Sensoriksystemen viele Vorteile, wobei jedoch erst Anfänge gemacht sind und weitere Entwicklungen in der Zukunft sehr wahrscheinlich sind. Dazu gehört natürlich die Perfektionierung vorhandener Technik, aber auch die Entwicklung weiterer Einsatzgebiete. Für den Akutbereich wäre es denkbar, dass die Robotik, die zurzeit im Notfallmanagement genutzt wird, auch in Intensivbetten Verwendung findet. Dazu könnte der Bereich der Kompression, Defibrillation als auch der Bereich der Beatmung gehören.

In der stationären Langzeitversorgung könnten Sensoriksysteme bei der Erkennung bzw. Prophylaxe von weiteren Pflegeproblemen helfen. Denkbar wäre technische Unterstützungen im Bereich des Schmerzmanagement, Flüssigkeitseinfuhr/ Hydrationsmanagement oder aber auch zur Prophylaxe von Hospitalismus. Für alle Bereiche sind verschiedenste Lösungen denkbar, wobei sowohl die genauen Erkennungsmerkmale wie auch die technische Umsetzbarkeit identifiziert werden müssen.

Insgesamt wäre es in Zukunft aber auf jeden Fall wünschenswert, wenn es eine elektrische Fahrt- oder Schiebehilfe bei Pflegebetten geben würde, wie man es zum Beispiel von Elektrorollstühlen kennt. Vor allem im Adipositasbereich steigt das Gewicht immer stärker an, welches bewegt werden muss. Weitergehend ist die flächendeckende Integration von Aufstehhilfen wünschenswert, da es die Eigenbewegung von Personen erhöht und die Arbeit von Pflegenden, Physiotherapeuten und anderen Berufsgruppen erleichtert.

Zum Schluss ist anzumerken, dass in der Zukunft eine gute, wissenschaftliche Validierung der Assistenz- oder Sensoriksysteme erfolgen muss, um die Vorteile belegen zu können. Eine Entlastung für die Berufsgruppen sind Sensorik– und Assistenzsysteme in jedem Fall.

Über den Autor:

D_Bruch1

Dominik Bruch ist Gesundheits- und Krankenpfleger, Pflegewissenschaftler (B.A.) und Versorgungsforscher (Health Service Research, M.Sc.). In seinem Arbeitsleben arbeitet er hauptsächlich als stellv. Pflegedienstleitung in einem ambulanten Pflegedienst. Gut zu erreichen ist er vor allem über Twitter unter @BruchDo.
Weitere Artikel von Dominik Bruch finden sich auch im Blog Station24.de

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