welche Medikamente mit einem erhöhten Sturzrisiko für Bewohner und Patienten einhergehen

In der Juni-Ausgabe der Zeitschrift „HEILBERUFE“ wurde ein interessantes Thema zu „Arzneimittel und Mobilität“ aufgegriffen. Es wurde gezeigt, welche Medikamente mit einem erhöhten Sturzrisiko für Bewohner und Patienten einhergehen. Ein spannendes Thema, wie ich finde, und Wissen, das ich gerne mit Ihnen teilen möchte. Denn oft genug nehmen wir und unsere betagten Angehörigen auf ärztlichen Rat Arzneimittel ein, ohne uns über mögliche Auswirkungen Gedanken zu machen.

Apothekerin und Medizinjournalistin Dr. Claudia Bruhn erinnerte alle Pflegenden daran, bei plötzlich auftretender Gangunsicherheit, Muskelschwäche und Stürzen immer auch Arzneimittelnebenwirkungen im Visier zu haben, insbesondere bei neu verordneten Medikamenten. Denn solche Ereignisse sind nicht zwangsläufig auf Erkrankungen der Bewohner zurückzuführen, sondern können auch auf Nebenwirkungen der verordneten Medikamente beruhen. Die Expertin betonte außerdem, dass unabhängig von den Wirkstoffen, generell ein erhöhtes Sturzrisiko bestünde, sofern ein Patient mehr als fünf Arzneimittel einnähme.

Viele Medikamente erhöhen das Sturzrisiko

Sie listete diverse Arzneimittel auf, die in der Lage sind, durch Auswirkungen auf Blutdruck, Gleichgewichtssinn, Muskulatur, Feinmotorik und Sehvermögen, das Risiko für Stürze zu erhöhen. Häufig sind betagtere Menschen betroffen, bei denen Medikamente ohnehin länger im Körper verweilen, da sie beispielsweise wegen eingeschränkter Nierenfunktion langsamer ausgeschieden werden:

  • Beruhigungs- und Schlafmittel, bei denen es durch zu kurzen Schlaf oder zu lange Wirkdauer des Medikaments zu einer Restwirkung am Folgetag der Einnahme kommen kann, stehen unter Verdacht das Sturzrisiko zu erhöhen.
  • Blutdrucksenkende Medikamente begünstigen, bei zu starkem Absinken des Blutdrucks, Schwindel und infolgedessen Stürze.
  • Entwässerungstabletten führen nicht selten zu nächtlichem Harndrang und sollten daher besser morgens verabreicht werden, um nächtliche Toilettengänge zu umgehen.
  • Antiarrhythmika, sprich Arzneimittel, die gegen Herzrhythmusstörungen eingenommen werden, können mit Schwindel, Konzentrationsstörungen, Muskelschwäche, Empfindlichkeitsstörungen in den Extremitäten, Sehstörungen, Doppelt- und Verschwommen-Sehen einhergehen.
  • Statine, zur Senkung erhöhter Cholesterinwerte, sind für Muskelschmerzen und -schwäche oder Gelenkschwellungen bekannt: Beschwerden, die die Gangsicherheit negativ beeinflussen können.
  • Antidepressiva und Neuroleptika: Gerade bei Neueinstellungen auf diese Medikamente sollte man, insbesondere bei betagteren Patienten, auf ein möglicherweise erhöhtes Sturzrisiko achten.
  • Anticholinergika, die bei unzähligen Krankheiten eingesetzt werden, können mit Schwindel, Benommenheit, Verwirrung, Kopfschmerzen und Muskelschwäche behaftet sein.
  • Chemotherapeutika sind nicht selten mit Kribbeln und Taubheitsgefühlen in Händen und Füßen, Hörschäden, Tinnitus und Gleichgewichtsstörungen assoziiert, was Stürze begünstigen kann.
  • Augensalben, die vor dem Zu-Bett-Gehen eingebracht werden, können die Sicht im wahrsten Sinne des Wortes, wenn auch vorübergehend, „vernebeln“. Solch ein „Schleier vor den Augen“ kann das Sturzrisiko ebenfalls erhöhen. Daher ist es ratsam, die Salbe erst nach dem letzten abendlichen Toilettengang anzuwenden.
  • Prostatamedikamente können das Risiko für Stürze ebenfalls erhöhen, da sie zwar den Harnabfluss erleichtern, jedoch eine orthostatische Dysregulation nach sich ziehen können. Diese Kreislaufprobleme wurden insbesondere in den ersten Tagen nach Einnahme beobachtet und treten vor allem beim schnellen Aufstehen aus dem Liegen oder Sitzen auf. Daher ist es ratsam, sich wieder hinzusetzen bzw. hinzulegen bis die Symptome komplett abgeklungen sind und dann in Zeitlupe erneut aufzustehen.

Für Pflegende lohnt sich aus all diesen Gründen bei plötzlicher Gangunsicherheit oder einem Sturz eines Bewohners ein Blick auf die Medikamente des Betroffenen.

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