Dekubitus, nein danke

Die Zeiten von Schurwolle und Schaf-Fell zur Verringerung von Scherkräften auf die Haut sind vorbei, denn längst gibt es ausgeklügelte Systeme zur Druckentlastung und damit zur Prävention von Dekubitus.

Druckgeschwüre werden durch lokale Druckbelastung begünstigt. Besonders gefährdet sind Körperregionen mit geringer Weichteilabdeckung durch Muskeln oder Fett, so wie Kreuzbein, Fersen oder Knöchel. Während sich gesunde Menschen mehrfach selber umdrehen, um so gefährdete Hautstellen zu entlasten, bevor bleibende Schäden eintreten, unterbleibt dies bei bettlägerigen Pflegebedürftigen und leistet Dekubitus Vorschub. Diabetiker, deren Wunden ohnehin schlechter heilen, oder Patienten mit Abwehrschwäche sind besonders prädisponiert für Druckgeschwüre.

Um Druckstellen vorzubeugen, wird versucht, den Druck auf gefährdete Areale zu reduzieren. Bettlägerige Patienten werden regelmäßig umgelagert und die bevorzugt betroffenen Körperareale freigelagert beziehungsweise gepolstert. Auch auf richtige Hautpflege und Ernährung muss geachtet werden. Bei Inkontinenz ist zudem ein zeitnaher Vorlagenwechsel nötig, schon allein wegen der hautreizenden Wirkung von Urin und Stuhl. Ebenso wichtig ist es, Falten in Bettunterlagen auszustreichen, enge Kleidung zu vermeiden und Katheter- oder Sondenschläuche so anzubringen, dass sie nicht scheuern. Nicht zuletzt wird eine frühzeitige Mobilisation Betroffener angestrebt.

Betroffene wurden lange auch auf Weichlagerungsmatratzen gebettet, die auf dem Wirkprinzip der Vergrößerung der Auflagefläche des Körpers basieren. Doch findet ein Patient zur Durchführung von Bewegungen nicht genügend Halt, kann es zur Verlangsamung der Feinmotorik kommen ( IGAP Institut für Innovationen im Gesundheitswesen und angewandte Pflegeforschung e.V.). Jetzt gibt es ausgefeiltere Systeme, mit denen der Druck nur über einen kurzen Zeitraum einwirkt. Mit Wechseldrucksystemen wird die natürliche Bewegung der Patienten nachgeahmt, indem verschiedene Luftkissen abwechselnd mit Luft aufgepumpt werden. Es kommt zur mehrfach stündlich wechselnden Druckentlastung. Das Wechseldrucksystem Air2Care wurde zum Beispiel für die Langzeitpflege von Pflegebedürftigen mit geringem bis mäßigem Dekubitus-Risiko konzipiert. Neben statischen Zellen im Kopf- und Rückenbereich für Stabilität, sorgen wechselnde Luftzellen für eine effektive Dekubitusprophylaxe. Ein wasserdampfdurchlässiger bi-elastischer Matratzenbezug hilft Hautmazerationen vorzubeugen, indem er Feuchtigkeit gut ableitet und der Haut ermöglicht zu „atmen“. Selbst wenn die Matratze von der Steuereinheit getrennt wird, kann der Druck maximal zwölf Stunden aufrechterhalten werden und ist daher für den Transport geeignet.

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