Wiedererlangung der Mobilität

Herausragende Rolle der Pflege bei der Wiedererlangung der Mobilität

Egal wie gut ein Bett auch sein mag, das „A“ und „O“ in der Geriatrie ist die Mobilisierung der Patienten zur Wiedererlangung ihrer Mobilität. Während man früher noch glaubte, dass Bettruhe allein bereits zur Genesung führe, weiß man mittlerweile, dass dem nicht so ist.

Ganz im Gegenteil – jegliche Aktivität, die wir dem Patienten unnötigerweise, wenn auch in gut gemeinter Absicht abnehmen, lässt sie zurückfallen. Die Chance langsam wieder etwas mobiler zu werden, wird verspielt. So mag es zwar dem ein oder anderen Angehörigen grausam erscheinen, wenn Pflegekräfte Patienten bei der Morgenwäsche, also z.B. beim Kämmen und Zähneputzen, oder beim Anziehen der Schuhe nicht sofort helfen. Doch aktivierende Pflege im pflegerischen Alltag bedeutet, dass ein Patient alles, was er noch selbst tun kann, auch selber erledigen sollte, da die Wiedererlangung der Selbstständigkeit nur bei solch konsequenter Vorgehensweise gelingt. Das Pflegepersonal, das ja in der Regel auch die meisten Patientenkontakte hat, hält somit den Schlüssel in der Hand, wenn es um Selbstständigkeit und Erhöhung der Lebensqualität der Patienten angeht.

So appellierte Prof. Dr. Rainer Neubart, Wolgast, in einer Spezialausgabe* der Zeitschrift „Heilberufe“  an die Leser, die Mobilisation von Patienten ernst zu nehmen. Er betont, dass Immobilität meist weitere Probleme nach sich ziehe, darunter Muskelabbau, Osteoporose oder Dekubitus. Insbesondere bei geriatrischen Patienten sei der Muskelverlust so eklatant, dass ein Tag Bettruhe erst mit drei Tagen Training wieder wettgemacht werden könne. Daher beruhen zeitgemäße Konzepte auch auf der frühzeitigen Mobilisierung der hochaltrigen Patienten. So umfasst die facettenreiche Mobilisierung Lagerungstechniken, die Positionierung vom Liegen zum Sitzen (und umgekehrt), den Transfer vom Bett zum Toilettenstuhl/zur Toilette/zum Rollstuhl sowie die Unterstützung beim Gehen. Zudem sind kommunikative Fähigkeiten und Einfühlungsvermögen gefragt. All dies erfordert ein enormes Wissen sowie eine hohe Kompetenz des Pflegepersonals.

Denn egal ob krank oder nicht, wer wird schon gerne einfach herumgerissen ohne jegliche verbale Ankündigung. So sollten alle Aktivitäten am Patienten langsam und fließend erfolgen, schon allein wegen möglicher orthostatischer Probleme und Schwindelattacken. Hinzu kommt, dass geschwächte Patienten meist auch Angst haben zu stürzen. Schlaganfallpatienten beispielsweise, deren Körpergefühl meist ohnehin gestört ist, entwickeln häufig ein sogenanntes „Pusher-Syndrom“. Je kompetenter, selbstsicherer und freundlicher das Pflegepersonal folglich ist, desto mehr wächst auch das Vertrauen. Dadurch kann sich dann auch ein gestörtes Körpergefühl wieder verbessern.

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